Driving Change - Der Diversity Podcast

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Der Diversity, Equity & Inclusion Podcast von BeyondGenderAgenda

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DRIVING CHANGE

Der Diversity Podcast von BeyondGenderAgenda

Gemeinsam mit ihren Gäst: innen setzt CEO und Gründerin Victoria Wagner die Themen Diversity, Equity und Inclusion (DE&I) auf die Agenda der deutschen Wirtschaft. DE&I bezogene Fragen und aktuelle Ereignisse werden erörtert und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Durch das Teilen persönlicher Erfahrungen und konkreter Lösungsansätze wird ein Beitrag zu einer diverseren und inklusiveren Wirtschaft geleistet.

Gemeinsam mit ihren Gäst: 04.11.21 EPISODE MIT MARTIN SEILER - DEUTSCHE BAHN

Martin: Mehr und mehr werden die Mitarbeitenden es sich aussuchen können, wo sie arbeiten und dann geht es eben auch darum, was finde ich dort für Rahmenbedingungen vor. Deswegen ist für uns Diversity, Wertschätzung am Ende des Tages auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit, auch eine Frage der Arbeitgeberattraktivität. Und deswegen ist für uns ganz klar: Wir wollen ein vielfältiges Unternehmen sein und eine vielfältige Belegschaft haben. Und deswegen arbeiten wir ganz konkret daran.

Vicky: Hallo und herzlich willkommen zu Driving Change, dem Diversity Podcast. Ich bin Vicky Wagner, Gründerin und CEO von BeyondGenderAgenda und spreche mit meinen Gäst:innen darüber, was wir gemeinsam tun können, um die Themen Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion auf die Agenda der deutschen Wirtschaft zu setzen. Mein heutiger Gesprächspartner ist Martin Seiler. Er ist Vorstand für Personal und Recht bei der Deutschen Bahn und Gewinner unseres German Diversity Award 2020 in der Dimension Generation. Schön, dass du da bist, lieber Martin.

Martin: Ein großes Hallo Victoria zu Dir, an Deine Seite.

Vicky: Ja, wunderbar. Ich freue mich sehr. Vielleicht stellst du dich einfach mal mit deinen eigenen Worten vor und stellst vor allen Dingen noch mal in den Fokus die Themen, die dir persönlich wichtig sind.

Martin: Mir persönlich wichtig ist immer wieder einen Perspektivwechsel einzunehmen und immer da zu sein, wo große Veränderungen stattfinden, das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Berufsleben. Ob es einmal die Privatisierung der Post war, ob die Integration bei der Telekom oder jetzt die große Aufgabe, die Bahn in ein modernes Mobilitätsunternehmen weiterzuentwickeln. Das sind Themen, die mir wichtig sind und bei denen immer auch Türen zu öffnen, weil ich selber habe auch erfahren, dass ich immer wieder gefordert und gefördert worden bin. Und jetzt habe ich auch die Chance, ein Stück etwas zurückzugeben. Das sind Elemente, die mir ganz, ganz wichtig sind.

Vicky: Das klingt großartig. Darüber sprechen wir auch gleich noch. Du hast es gesagt, du bist Vorstand bei der Deutschen Bahn und du hast die Schirmherrschaft für das Thema Vielfalt übernommen. Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, dass Diversität Chef:innen Sache ist? Denn du kümmerst dich ja höchstpersönlich darum. Wie wichtig ist, dass damit ein Konzern tatsächlich diese Transformation und diesen Wandel antreiben kann?

Martin: Das ist aus meiner Sicht extrem wichtig. Wir haben uns vor rund zwei Jahren eine neue Strategie gegeben mit der starken Schiene und haben da nicht nur über das Wie gesprochen, sondern auch um das Was. Und bei dem Wie geht es genau darum Wie wollen wir es machen. Es geht darum, mit Menschen gemeinsam. Menschen machen bei uns die Zukunft und wir sehen da diese Vielfalt. Wir sind bei der Bahn in Deutschland über 200.000 Beschäftigte, weltweit 330.000 Beschäftigte - das ist vielfältig, das ist ein Spiegelbild dieser Gesellschaft. Und bei uns gibt es eben auch den demografischen Wandel. Wir haben auch den Wettstreit um Fachkräfte, um Arbeitskräfte generell draußen. Und wir sehen natürlich auch, dass sich die Lebensentwürfe deutlich verändern. Und deswegen war es uns wichtig, das Thema sehr zentral zu prägen. Und du sprichst es an: Das funktioniert wirklich nur dann, wenn das auch von the top wirklich auch angenommen wird. Und bei uns ist es sehr zentral in der Strategie verankert. Und es geht letztlich um Chancengleichheit in verschiedensten Dimensionen, um Chancengleichheit. Deswegen ist für uns Diversity ein ganz, ganz zentrales Element unserer Strategie.

Vicky: Ja und wie gesagt, du nimmst dich dem Thema auch persönlich an, auch andere Vorstandskolleg:innen nehmen sich dem Thema an! Das finde ich sehr vorbildlich. Und du hast es eben erwähnt: Ihr seid einer der größten Arbeitgeber. Seit kurzem nennt ihr euch Arbeitgeberin. Was steckt denn dahinter?

Martin: Ja, wir können nur sagen traditionell ist die Bahn, wenn man in die Geschichte guckt, ein sehr stark männerdominiertes Unternehmen und wir wollen da ein klares Zeichen setzen. Auch beim Recruiting. Sei es jetzt, wir wollen viel mehr junge Frauen ausbilden, in jedem Alter mit an Bord holen. So können wir die Bahn weiblicher machen und so haben wir mitten in der Krise auch gesagt: Wir wollen unser Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, nach vorne tragen. Wir haben uns 2020 das Ziel gegeben, bis 2024 30% zu erreichen. Und wir konnten jetzt ganz aktuell einen wichtigen Meilenstein verkünden. Wir haben jetzt 25% bereits erreicht und wir werden das weiter zum Anlass nehmen, an dem Thema zu arbeiten, auch mit vielfältigen Aktivitäten. Aber es kommt auch darauf an, dass wir die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Und deswegen haben wir hier auch ganz klar uns als Arbeitgeberin jetzt hier auch noch mal klar positioniert.

Vicky: Du sprichst es gerade an Maßnahmen sind wesentlich. Kannst du vielleicht ein, zwei, drei Maßnahmen nennen, die positiv darauf einzahlen, dass man tatsächlich im Unternehmen auch die Frauenquote steigern kann?

Martin: Das ist ein wichtiges Element, allein nur auf die Zahlen zu gucken, da ist ja nichts damit getan. Wir haben hier einen ganzen Strauß an Maßnahmen. Ich will gerne zwei, drei ganz konkrete nennen. Wir haben beispielsweise gesagt, dass jede Führungskraft jährlich einen Leistungsbeitrag definieren muss, wie die Führungskraft dieses Ziel unterstützt. Jetzt haben wir 3500 Führungskräfte, das heißt 3500 Beiträge, um das nach vorne zu bringen. Und das wirkt. Wir haben in der Nachfolgeplanung eine Diversity-Ampel eingeführt. Das heißt, für jede Schlüsselfunktion gibt es eine gezielte Nachfolgeplanung und mittels Ampelsystem wird gesehen, ob man da möglicherweise wieder nur aus der gleichen Ecke Leute rekrutiert, oder immer nach dem eigenen Geschlecht. Und da gibt es ein Ampelsystem, das uns zeigt, für diese Stellen sind wir doch schon fortschrittlich unterwegs. Und deswegen ist es auch wichtig, dass wir da Rahmenbedingungen schaffen. Weitere Rahmenbedingungen sind die Arbeitsbedingungen. Was bieten wir eigentlich an, damit unterschiedliche Lebensentwürfe, damit auch mehr Frauen in Führungspositionen gehen können? Wir bieten zum Beispiel Job Sharing an, aber nicht 50:50, sondern 60:60, also dass es eine gute Überlappung gibt. Wir bieten Modelle an, wo es darum geht, dass man zwischen mehr Urlaub oder mehr Geld wählen kann. Ich kann Langzeitkonten machen, also auch Sabbaticals. Also diese Fragestellungen haben wir auch in den Arbeitsbedingungen verankert. Und was ganz Neues, was wir gemacht haben. Wir haben für Führungskräfte, die in Teilzeit gehen und die sind oftmals dann auch eher weiblich, da haben wir jetzt festgelegt, dass dort die Altersversorgung bei Vollzeit bleibt, also bei 100% bleibt. Das heißt, die Altersversorgung spielt ja oftmals eine große Rolle. Kann ich mir das überhaupt leisten? Und deswegen ist auch wichtig, dass wir solche Elemente besetzen und auch dort investieren, um auch klare Signal zu setzen. Es ist nicht nur eine Sonntagsrede, sondern es ist hinterlegt mit klaren Maßnahmen, klarem Commitment auch des Vorstands.

Vicky: Ja, wunderbar. Das ist ja auch was, was wir in unserer Studie herausgefunden haben. Zum einen muss das Thema Chef:innen Sache sein und zum anderen braucht es eben auch die Ressourcen, sowohl die personellen Ressourcen als auch die finanziellen Ressourcen. Und dafür finde ich dein Beispiel jetzt sehr einprägsam und sehr gut. Man muss eben da auch investieren, damit mehr Flexibilität möglich ist und es attraktiver wird für Frauen. Mit der konzernweiten Initiative Einziganders unterstreicht ja auch die Bedeutung von Vielfalt in der DB. Ich meine, das sagt schon das Wort. Ja, aber wie wird diese Initiative denn genau im Konzern gelebt und auch wahrgenommen?

Martin: Ja, es ist auch eine Sprachfigur, die wir wählen mit Einziganders und auch was wir darüber hinaus machen. Wir haben ja auch die Initiative des Konzerns „Menschen machen Zukunft“. Da wollen wir auch sehr deutlich machen, dass auch bei uns letztlich Menschen für Menschen Mobilität herstellen. Jeden Tag aufs Neue. Und wir wollen mit dieser Diversität auch unterschiedliche Richtungen, unterschiedliche Fähigkeiten, unterschiedliche Herkünfte unterstützen. Und da geht es eben nicht nur um eine Dimension. Wir haben viele Dimensionen, es geht um die Integration, es geht um auch psychische Belastungen, es geht um Bildungschancen, es geht natürlich auch um Gendergerechtigkeit. Und wir haben es so bei uns im Konzernvorstand, da ist jedes Konzern Vorstandsmitglied für eine Dimension verantwortlich ist, die Schirmherrschaft übernommen hat. Und dann merken wir, dass das richtig das Thema auch nach vorne pusht. Und wir machen das auch mit Schwerpunkt. Wir haben einmal im Jahr, um es noch mal gebündelt auch zu transportieren, eine Woche of Diversity. Die findet in diesem Jahr vom 8. November an statt, wo wir dann auch genau diese Themen noch mal in den Fokus rücken. Und da sind alle Konzernvorstände mit dabei, aber auch vielfältige Ideen in der Fläche. Da geht es um Lernen, um Austausch. Es geht darum gemeinsame Beispiele zu leben. Letztes Jahr, ist in der Woche sogar so was wie ein Kochbuch entstanden. Da haben Teams aus unterschiedlichen Herkünften ein Kochbuch zusammengestellt, also auch ganz praktische Dinge. Und es macht auch Riesenspaß, das auch so zu leben. Und wir sehen, wir kriegen da eine Dynamik, mehr Motivation, mehr Engagement rein, weil sich da plötzlich auch Leute engagieren und zeigen, die es vielleicht vorher nicht gemacht hätten. Also das ist in der Tat auch für alle Beteiligten eine Gewinnsituation.

Vicky: Ja, super! Du hast da gerade was angesprochen, was ich auch in unserer Studie an Ergebnissen gezeigt hat. Es geht ja nicht nur um Gender, sondern Vielfalt ist viel, viel mehr, es zählen viel mehr Dimensionen ja auch in die Thematik. Und kannst du uns mal einen Einblick geben? Gibt es Dimensionen, wo ihr schneller vorankommt, wo es einem leichter fällt Ziele zu erfüllen? Und gibt es Dimensionen, die herausfordernder sind? Oder wie läuft das bei euch?

Martin: Diese Dimensionen sind alles keine Schnellläufer, das sind alles Marathons. Man muss einfach dranbleiben und beharrlich bleiben. Was wir jetzt neu machen und wo wir auch sehr viel investieren, ist in die Frage von Bildungschancen. Wir sehen sehr wohl, dass es schon von Schulabgängern beginnt, die noch nicht die Ausbildungsreife haben, wo wir Programme haben, um an die Ausbildungsreife heranzuführen. Wir sehen, dass Langzeitarbeitslose, die aus Bereichen kommen, wo es einfach nicht mehr weiter ging, ganze Industrien weggefallen sind, denen wir dann den Anschluss geben. Und auch das Thema Integration von Geflüchteten. Das sind alles Themen, die wir unter der Überschrift Bildung sehen. Denn ich bin längst davon überzeugt, dass eine Berufsausbildung, ein Studiengang, in Zukunft gar nicht mehr ausreichen wird. Und das darf nicht davon abhängig sein, die Karriere und die Entwicklungsmöglichkeiten von meiner sozialen Herkunft und das ist leider immer noch so und daran wollen wir arbeiten und anknüpfen. Und das ist ein ganz praktisches Beispiel. Und wir sehen Über diese Wege bekommen wir auch so tolle Mitarbeitende, auch sehr loyale Mitarbeitende. Und das lohnt sich an der Stelle wirklich zu investieren, ist auch ein gesellschaftspolitisches Thema.

Vicky: Da stimme ich dir 100-prozentig zu und damit seid ihr auch definitiv ein Vorreiter, weil die Diversität Dimension des Social Mobility ja noch eine sehr neue in Deutschland ist und da kann man gar nicht genug drauf hinweisen. Deshalb danke ich dir sehr für diesen Punkt. Und was du gerade auch erwähnt hast, ist das Thema Quereinsteiger. Und ich erinnere mich noch gut, dass wir uns letztes Jahr um diese Zeit in Berlin getroffen haben und ich dir den German Diversity Award für das Thema Generation übergeben durfte. Da geht es um das Thema Altersdiversität und da hast du mir auch erzählt, dass ihr eben Quereinsteiger-Programme auch für Altersdiversität habt. Aber ich weiß eben auch für mehr Diversitätsdimension bietet ihr das Thema an. Wie genau geht ihr daran? Was ist da an beruflich Neueinstieg möglich? Ist es wirklich für jedermann möglich? Was für Programme habt ihr eigentlich? Denn ich denke, da können wir noch von euch lernen.

Martin: Ja ich denke gerne an den Tag zurück als du bei uns warst in Berlin und ich auch diesen tollen Award bekommen habe. Das hat mich auch sehr stolz gemacht, auch für mein Team stolz gemacht. Was sind eigentlich Quereinsteiger bei der Bahn? Wir haben ja die Situation, dass wir vom großen demografischen Wandel bestehen. 100.000 Leute gehen in den nächsten Jahren in Rente und Ruhestand. Das heißt, wir bilden aus auf Rekordniveau: Erstausbildungen dieses Jahr 5000 Ausbildungsplätze. Aber das reicht nicht. Also bieten wir auch für erfahrene Kolleginnen und Kollegen neue Jobs an, die von draußen kommen. Da reden wir von Leuten im Boardservice, über Leute als Lokführer oder Elektroniker und auch viele Branchen, die heute im Umbruch sind, die in der Transformation sind. Mit denen machen wir Kooperation. Zwei Namen kann ich nennen, weil die sind ja auch offiziell bekannt. Es ist Continental oder auch die Lufthansa, wo jetzt Schwierigkeiten sind. Und dann kommen Flugbegleiter zu uns, die werden dann zu Zugbegleitern. Und das sind so Programme, die haben wir. Und ich will nochmal auf das Thema Altersdiversität hinweisen: Von unseren Einstellungen haben wir letztes Jahr 25.000 neue Mitarbeitenden bei uns eingestellt. Davon sind 15% jenseits der 50. Das spielt für uns auch eine große Rolle, weil wir einfach auch über diesen Weg hochqualifizierte, gut motivierte neue Mitarbeitende bekommen, die vielleicht im Unternehmen sind, was gerade in einer großen Transformation steckt und was innerhalb des Unternehmens gar nicht bewerkstelligt werden kann. Das ist im Übrigen auch ein Beispiel für den für den Arbeitsmarkt. Und für uns ist das wichtig, gerade in Berufen, wo wir auf Fachkräfte angewiesen sind, wenn ich gerade über Elektriker und Mechatroniker rede, das sind durchaus Bereiche, wo wir auch beispielsweise der Automobilindustrie helfen können, die sich in einem großen Umbruch befindet. Also das sind schon Themen, die wir aber auch dringend für unsere Weiterentwicklung brauchen. Aber die machen auch uns viel reicher, weil wir an aus allen Dimensionen Mitarbeitende an Board bekommen und es geht quasi von 16 bis in die 60er Jahre hinein. Also wir haben letztlich vier Generationen, die wir bei uns jeweils immer neu einstellen.

Vicky: Das finde ich wirklich eine schöne Botschaft und das ging mir schon letztes Jahr so, als wir darüber gesprochen haben, weil ich höre wirklich viel von Menschen so in unserem Alter, die sagen Mensch, was kommt denn jetzt als nächstes und kann da noch was kommen? Gerade wenn man vielleicht auch ein bisschen Pech gehabt hat mit der Karriere und das ein Ende findet. Da scheint die Deutsche Bahn eine gute Option zu sein. Das freut mich und ich hoffe, viele Unternehmen nehmen sich ein Beispiel da an euch und eine Diversitätsdimension, lieber Martin, über die wir jetzt noch wenig gesprochen haben, die aber einfach eine Dringlichkeit auch hat, ist die Diversitätsdimension, Behinderungen und das Thema Barrierefreiheit. Und da steht die Deutsche Bahn tatsächlich immer wieder in Kritik, weil barrierefreies Reisen heute noch nicht mit der Deutschen Bahn möglich ist. Wie seht ihr das? Was sind die Probleme? Warum ist es noch nicht möglich? Und was habt ihr vor, um das Thema nachhaltig zu lösen?

Martin: Das ist auf jeden Fall ein Punkt, den wir auch in unserem zentralen Mittelpunkt haben. Denn wir wollen ja, dass alle auch an der Mobilität gut teilnehmen können. Und deswegen arbeiten wir sehr, sehr stark an Barrierefreiheit und zwar in jeglicher Dimension. Ich meine, praktische Dinge wie: Wie finde ich eigentlich meinen Weg zum entsprechenden Gleis? Dann habe ich da Leitsysteme, entsprechende Laufbegrenzungen, wie auch Bodenmarkierungen beispielsweise oder auch Farbgestaltung, mit kontrastreichen dicken Monitoren. Solche Themen sind da sehr praktisch und bei unseren neueren Zügen haben wir Fahrzeuge mit Einstieghilfen, wo tatsächlich am Fahrzeug, das auch tatsächlich gegeben ist. Und es gibt leider in Deutschland immer noch Situationen, dass ich unterschiedlich hohe Bahnsteigkante habe. Und deswegen geht es auch darum, da zu helfen, im Zug auch Möglichkeiten zu haben, eben ein entsprechendes Aussteigen zu ermöglichen. Viele haben sicherlich auch schon festgestellt, dass wir auch zudem akustische Signale in unseren Zügen haben, gerade wenn Türen auf und zugehen, was ja sicherheitsrelevant ist. Auch das sind Themen und wir gehen mehr und mehr auch in visuelle Fahrgastinformation über. Das ist komplex, die Bahn ist natürlich komplex, aber das sind alles die Themen, die wir angehen und wollen auch so einen Beitrag leisten, dass eben alle, welche Handicaps auch da sind, tatsächlich an einer modernen Mobilität teilnehmen können.

Vicky: Also ich darf dann hiermit festhalten, ihr habt das Thema Barrierefreiheit ganz klar auf der Agenda und versucht es nachhaltig zu lösen.

Martin: Absolut. Und es ist auch ein Teil, in den wir sehr viel investieren. Und wir haben sicherlich schon jeher, aber auch das bauen wir aus, sogenannte Umstiegshilfen, wenn dann wenig Menschen da sind, die anderen mit dem Gepäck helfen könnten, die auch bei gewissen Einschränkungen auch den Weg finden lassen. Also das ist für uns schon ein wichtiger Punkt, und gerade die Bahn ist ja prädestiniert, dass eben auch Reisen möglich ist, wenn ich es vielleicht eben mit dem Auto nicht mehr machen kann, weil ich eben solche Einschränkungen habe, die dies dann eben nicht mehr möglich machen. Aber da können wir schon eine Alternative anbieten und arbeiten auch an den Themen.

Vicky: Wunderbar, das wollte das wollte ich hören. Und jetzt kommen wir zum Abschluss noch mal zu euren Zielen. Du hast es eben selber thematisiert und angesprochen. Bei der Frauenquote seid ihr schon gut unterwegs. Ich habe heute auch einen Post von dir gelesen, dass ihr langfristig gleichberechtigte Teilhabe sogar anstrebt. Auch das ist vorbildlich, finde ich großartig. Wie sieht es mit den anderen Diversitätsdimensionen aus? Habt ihr da auch konkrete Zielsetzungen?

Martin: Ja, es ist für uns auch genauso in der Strategie verankert. Wir haben einen Kompass für ein starkes Miteinander in der Konzernstrategie und haben damit eigentlich abgeschafft, dass es Leitbilder nur für Führungskräfte gibt und es gibt Programme nur für Mitarbeiter. Nein, wir haben unseren gemeinsamen Kompass gegeben, wie wir zusammenarbeiten wollen. Also eben nicht nur das Was oder das Wie. Und da geht es sehr viel darum: Was haben wir für eine Unternehmenskultur? Führen wir einen offenen Dialog? Sind wir ein Team für den Kunden? Sind wir auch bereit für Neues? An dieser Wertschätzung das Engagement auch voranzubringen. Und ich bin davon überzeugt, wenn man sich die Frage stellt: Wie werden wir künftig Menschen für die Bahn begeistern können, dass sie bei uns arbeiten wollen und bei uns bleiben, dann werden diese Themen eine viel größere Rolle spielen, weil mehr und mehr, werden die Mitarbeiter es sich aussuchen können, wo sie arbeiten. Und dann geht es eben auch darum, was finde ich dort für Rahmenbedingungen vor. Deswegen ist für uns Diversity, Wertschätzung am Ende des Tages auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit, auch eine Frage der Arbeitgeberattraktivität. Und deswegen ist für uns ganz klar: Wir wollen ein vielfältiges Unternehmen sein und vielfältige Belegschaft haben. Und deswegen arbeiten wir ganz konkret daran. Und du hast gesagt, wir werden sicherlich auch in 2024 nicht haltmachen, wenn wir die 30% Frauenanteil in Führungspositionen haben. Wir wollen gleichberechtigte Teilhabe. Das ist unser klar verankertes Ziel. Und an den Dimensionen werden wir auch weiterarbeiten. Und wir sind da erfolgreich unterwegs. Ich merke auch, je mehr wir das Thema auch intern positionieren, umso mehr kriegen wir auch Kraft und Dynamik. Und das wird uns auch nach vorne helfen, in einem schwierigeren und enger werdenden Arbeitskräftemarkt weiterhin auch attraktiv zu sein.

Vicky: Davon bin ich zutiefst überzeugt. Und bevor wir diese Podcastaufnahme gestartet haben im Vorgespräch, haben wir zwei uns darüber unterhalten über die aktuelle Situation in Deutschland und dass vielen Unternehmen noch gar nicht bewusst ist, wie dramatisch sich der Fachkräftemangel noch zuspitzen wird. Deswegen zum Abschluss, lieber Martin, ich meine, ihr seid größte Arbeitgeberin in Deutschland. Möchtest du einen Aufruf starten?

Martin: Zu einem, Victoria, ich finde es großartig, dass ihr dieses Thema immer wieder nach vorne bringt mit dem großen Antrieb, wie du es auch persönlich machst. Ich halte es für wichtig und deswegen glaube ich, dass wir insgesamt an der Attraktivität arbeiten müssen. Ich will vielleicht noch eine Zahl, die wir vorhin auch geteilt haben, in den Raum werfen. In fünf Jahren gehen doppelt so viele Menschen aus dem Arbeitsleben raus, in Rente, in Ruhestand wie ins Erwerbsleben eintreten, als rein statistische Zahlen. Das muss uns heute alarmieren. Und ich glaube, deswegen müssen wir auch alles, was wir in der Gesellschaft zur Verfügung haben mobilisieren, aktivieren, um einen Beitrag zu leisten, letztlich auch einen Beitrag zu leisten, was unseren Wohlstand angeht. Wir sind alle aufgefordert und ich bin auch froh, dass wir auch einen breiten Schulterschluss im Unternehmen haben und das geht dann über alle Dimensionen hinweg. Das ist vielleicht so eine Bitte, so ein Aufruf an uns und ich will das auch gerne mit dem Dank an dich verbinden, weil du diese Dimensionen auch immer wieder sichtbar machst und deine Sicht dann auch in die Wirtschaft, in die Gesellschaft und letztlich in die Unternehmen trägst.

Vicky: Herzlichen Dank! Das ist mir ein absolutes Anliegen und eine große Freude, genau wie dieser Podcast heute mit dir. Und ich danke dir vor allen Dingen dafür, Martin, dass du so anschaulich deutlich gemacht hast, dass Diversität eben nicht nur ein gutes, ein richtiges Verhalten ist, ein Kulturthema, sondern eben ein Wirtschaftsfaktor und ein erfolgskritischer Wirtschaftsfaktor. Herzlichen Dank für das angenehme Gespräch.

Martin: Ich danke dir, liebe Victoria.

Vicky: Ich hoffe, euch hat diese Folge von Driving Change, dem Diversity Podcast gefallen. Neue Folgen gibt es immer donnerstags und damit ihr keine Folge verpasst, abonniert uns gerne auf allen gängigen Podcast Plattform und folgt uns auf LinkedIn, Instagram und Twitter. Falls ihr Ideen habt, welche Gäst:innen ich einmal in unserem Podcast einladen soll, macht doch gerne einen Vorschlag. Ich freue mich darauf und immer über euer Feedback. Bis zum nächsten Mal. Eure Vicky.

Über diesen Podcast

"Driving Change" ist der Diversity-Podcast von BeyondGenderAgenda, dem bedeutendsten Netzwerk für DE&I in der deutschen Wirtschaft.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Diversität unser Leben, die Wirtschaft und unsere Zukunft beeinflusst. Welche Rolle spielen dabei Chancengerechtigkeit und Inklusion und welche aktuellen Ereignisse verändern unsere Welt.
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