Der Diversity, Equity & Inclusion Podcast von BeyondGenderAgenda
Vicky: Hallo und herzlich willkommen zu Driving Change, dem Diversity Podcast. Ich bin Vicky Wagner, Gründerin und CEO von BeyondGenderAgenda und spreche mit meinen Gäst:innen darüber, was wir gemeinsam tun können, um die Themen Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion auf die Agenda der deutschen Wirtschaft zu setzen.
Meine heutige Gesprächspartnerin ist Tina Müller. Sie ist CEO von Douglas und eine der wenigen weiblichen CEOs in Deutschland. Darüber hinaus ist sie noch Beirätin bei BeyondGenderAgenda und für sie ist Diversität ganz klar Chef: innensache. Darüber wollen wir heute sprechen. Herzlich willkommen, liebe Tina.
Tina: Danke schön und hallo!
Vicky: Magst du vielleicht damit starten, mal deinen eigenen Fokus sozusagen auf deinen Karriereweg zu setzen und dich noch mal in eigenen Worten ein wenig vorzustellen?
Tina: Ja, mein Karriereweg hatte eigentlich drei Phasen. Die erste Phase war eine lange Marketingkarriere bei verschiedenen Unternehmen, aber eben auch sehr lange bei Henkel. Dann gab es den Ausflug in die Automobilwirtschaft, wo ich sehr gute Erfahrungen sammeln konnte für den nächsten Schritt und der dauert ja jetzt auch schon vier Jahre an, die CEO Position bei Douglas. Und das ist schon noch mal ein Kapitel für sich, denn als CEO hat man die Gesamtverantwortung. Man trägt es dann doch auf den Schultern und das ist auf der einen Seite ist es ein großer Schritt, den ich auch gewollt habe. Auf der anderen Seite hat das auch noch mal viel Engagement bedeutet, sich in all die Themengebiete einzuarbeiten, die man vorher in der Ecke oder in der Karriere vorher gar nicht mehr so beackert hat, weil man dann schon ja in der in der Marketingschnittstelle unterwegs war und da sehr tief gegangen ist. Klar, ich habe auch im General Management gearbeitet, aber man war schon tiefer als breiter und die CEO Funktion ist natürlich breit und hat vor allen Dingen etwas mit Führung zu tun und nicht so sehr mit dem Spezialistentum eines Gebietes.
Vicky: Ja und meinst du, dass das vielleicht auch mit einer der Gründe ist? Eben dieses sehr breite Wissen, was man braucht und diese Herausforderungen, die das mit sich bringt? Ist das vielleicht auch einer der Gründe, der Frauen davon abhält, in CEO-Rollen sozusagen sich rein zu entwickeln? Oder woran liegt das, dass wir in Deutschland so wenig weibliches CEOs haben? Was meinst du?
Tina: Man sagt ja immer, dass Frauen erst mal zögern, den nächsten Schritt zu machen. Und es kann natürlich durchaus sein, dass diese Kontrolle erstmal vielleicht dazu führt, dass man sagt Kann ich das? Bin ich so weit? Wie viel Arbeit ist das eigentlich? Was kommt da auf mich zu? Diese Gesamtverantwortung? Und will ich das auch? Denn eins ist sicherlich klar Diese Rolle bedeutet, dass es kein 9-5 Job. Diese Rolle bedeutet schon auch sehr verfügbar zu sein für das Unternehmen, denn alle Mitarbeiter schauen auf ein und erwarten auch eine gewisse Guidance, eine gewisse Führung. Und das braucht eben auch Zeit.
Vicky: Und glaubst du, dass es neben dieser persönlichen Entscheidung, die zu treffen ist, die jetzt Frauen selber treffen, auch an den Strukturen in Deutschland liegt oder woran es allgemein liegt, dass wir eben so sehr männlich geprägt sind in den Top Führungsetagen?
Vicky: Also da wo die Macht ist, würde ich jetzt mal etwas salopp sagen, da entscheiden die Männer und es ist ja die Frage, woran liegt das? Vielleicht auch strukturell.
Tina: Na es hat sich ja schon sehr viel geändert in den letzten Jahren und man sieht ja auch in der jüngeren Generation, dass es mehr Gründe gibt, mehr Start-Ups, die auch darauf Wert legen, jetzt in der Geschäftsleitung weibliche Mitglieder zu haben. Und wir dürfen bei diesem Prozess nie vergessen, wo wir eigentlich herkommen. Also die Historie, die wiegt eben auch noch schwer. Und die Historie ist ja, dass eine Frau ohne die Zustimmung ihres Ehemanns nicht arbeiten durfte. Das war im Prinzip noch in der Generation meiner Mutter der Fall, auch wenn das sicherlich nicht immer so gelebt wurde. Aber auf dem Papier war es noch so und wenn man sich dann mal anschaut, wie die Frauen sich emanzipiert haben über die letzten Jahrzehnte. Und ich finde auch gerade, was jetzt passiert in den letzten Jahren, da muss man das einfach im Blickwinkel behalten. Und wir haben diesen kleinen biologischen Unterschied, dass wir Frauen die Kinder bekommen und dass wir auch, finde ich, Respekt dafür haben müssen, dass ein Teil der Mütter sich dafür entscheidet, eben nicht 100 Prozent in den Job zu gehen. Und auf den Vorstand- und CEO-Positionen ist die Teilzeit schwierig und auch das Job Sharing schwierig und deswegen wird die Grundgesamtheit immer kleiner sein. Und wenn man das in Betracht zieht, glaube ich, sind wir auf einem guten Weg. Natürlich kann es immer schneller gehen. Deswegen ist ja auch das Gesetz zur Quote wichtig gewesen, auch noch mal aufzurütteln und noch mal klar zu machen, es muss schon ein Anteil von Frauen auch da sein, die es ja auch gibt, die auch zur Verfügung stehen. Aber wir dürfen es nicht so schwarz weiß sehen und unsere Historie müssen wir immer ein bisschen auch im Blick behalten. Und ich möchte noch mal auf ein Thema kommen wie CEO Funktionen. Da geht es ja darum, nicht nur im System zu arbeiten, sondern am System zu arbeiten, an neuen Strukturen zu arbeiten. Und das wäre ja etwas, was Frauen eigentlich besonders liegt. Ich finde grundsätzlich zu transformieren, zu ändern, an Strukturen zu arbeiten, kooperativ zu arbeiten, das mit dem Team zusammen zu machen. Das ist ja etwas, wo Frauen sich durchaus auszeichnen. Und insofern hoffe ich auf noch mehr Frauen in diesen Jobs, die sich das dann auch zutrauen.
Vicky: Dem schließe ich mich an und würde ganz gerne mal mit dir gemeinsam mit Blick auf Douglas werfen. Man liest es immer mal wieder, dass ihr in puncto Gender Equality einen wirklich guten Job macht. Man hört aber dann auch auf Panels oder aus der Öffentlichkeit. Na ja, gut, das ist ja relativ einfaches Computerkonzern. Mit diesem Vorurteil möchte ich dich gerne in diesem Moment konfrontieren und hören, was du da sagst.
Tina: Ich glaube, da dient einfach der Blick mal in die Branche, in die Kosmetik Branche oder auch in die Konsumgüter Branche, wo sich auch viel getan hat über die letzten Jahre. Aber ähnlich wie in allen anderen Branchen gab es auch da relativ wenig Frauen auf den Top-Positionen. Ich selber habe es ja auch erlebt, lange Zeit in der Konsumgüterbranche. Insofern ist es mitnichten so, dass in einer vermeintlich weiblichen Branche wie der Kosmetikindustrie es dann auch besonders viele Frauen gibt. Zumal überhaupt nicht im Handel. Und wenn man jetzt mal absieht von dem Premium-Beauty-Handel geht man mehr in den Drogerie Bereich. Da gibt es ganz ganz wenig Frauen in anderen Handelskonzern sowieso. Da bin ich, da fühle ich mich noch fast so ein bisschen wie in der Automobilbranche, wo ich auch an vielen Tischen die einzige Frau war. Insofern kann man das so nicht sagen. Das ist so ein Vorurteil. Da wo Kosmetik ist, da sind viele Frauen. Die Daten zeigen leider auch da noch etwas anderes.
Vicky: Aber es ist doch immer gut, mit Vorurteilen aufzuräumen.
Tina: Umparken im Kopf.
Vicky: Genau, so auch in der Modebranche und auch im Handel. Und ihr habt ja sehr viel Aufmerksamkeit in diesem Jahr erregt mit eurer letzten Beautiful Kampagne, die ja sehr ergreifend war und sehr die Bandbreite von Vielfalt letztendlich auch gezeigt und bespielt habt. Wie sind eure persönlichen Wahrnehmungen? Wie ist eure Erfahrung? Wie war das Feedback und was macht dieses Feedback vielleicht jetzt auch in eurer weiteren Transformation mit euch?
Tina: Was mich sehr, sehr gefreut hat, war erstmal das interne Feedback. Wir haben die Kampagne erst intern präsentiert und dann extern. Und ich habe eigentlich noch nie so viele E-Mails bekommen oder bin angesprochen worden. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben sich da wohlgefühlt, der gesellschaftliche Anspruch und auch die gesellschaftliche Haltung, die eine Marke und ein Unternehmen ausmacht, wird auch gewollt von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Und insofern war das der erste Proof. Kommt das intern an, ist das auch glaubwürdig? Und ist dieses Let's do Beautiful auch etwas, was man intern auch in der Kultur leben kann? Das geht sehr einher auch mit unseren Werten, die wir uns ins Buch geschrieben haben, die man ja nicht jeden Tag auch immer perfekt umsetzt. Ich glaube, das ist jedem bewusst. Aber dieser Schritt von der äußerlichen Schönheit zur innerlichen Schönheit und dann auch von vom Sein zum Handeln, das ist etwas, was in unserer heutigen Zeit besonders wichtig ist. Und das gibt auch uns als Team eine Art Sinnhaftigkeit. Dafür lohnt es sich, jeden Morgen aufzustehen und wieder ins Büro zu kommen oder den Bildschirm anzumachen, die Videokonferenz anzumachen. In der heutigen Zeit. Und das trägt eben auch länger als andere Benefits oder andere Goodies, die man aus dem Job bekommt. Ich meine, wir beide sind eine Generation, da war in der Karriere wichtig, was man verdient hat, die Position, der Titel, das Unternehmen, die Marke, für die man gearbeitet hat, Umsatzgröße, aber man hat sich ja nicht so oft gefragt ‚Macht das Sinn? Macht das Sinn für die Gesellschaft? Macht das Sinn für die Welt, was ich da tue?‘ Kann ich dann mit 80 in den Spiegel gucken und sagen ‚Oh, ich habe in meiner beruflichen Karriere etwas ja Sinnhaftes überhaupt getan?‘. Und das hat sich dramatisch geändert. Und diese Kampagne, glaube ich, hat dazu beigetragen, jedem einmal bewusst zu machen, warum und weshalb man in der Schönheitsindustrie auch einen Auftrag haben kann.
Vicky: Ja und gerade in der Schönheitsindustrie ist das ja durchaus ein weiter Sprung. Und was ich auch als Transformation jetzt als Externer sozusagen wahrgenommen hat, war Euer oder auch dein Fokus durchaus in weiten Teilen deiner Karriere auf Gender und jetzt eben dieser Ausweitung auf jedes einzelne Individuum zu hören. In meiner Wahrnehmung wunderbar glaubwürdig. Wir haben auch viel Feedback mitbekommen, weil wir uns ja auch für Diversität einsetzen und das wurde sozusagen so als Role Model Case genannt. Da würde mich interessieren, wie war die externe Wahrnehmung? Also, was vielleicht auch letztendlich die Verkäuferin und die Verkäufer in den Stores. Wie war das? Also ich denke immer, manchmal denken wir vielleicht schon halben Schritt weiter als in die Öffentlichkeit. Das passiert mir so im Alltäglichen. Mich würde interessieren habt ihr diese Wahrnehmung auch mitgenommen oder wie war das bei euch?
Tina: Ich glaube, was unsere Kundinnen angeht, war das sicherlich eine Herausforderung für die ältere Zielgruppe.
Vicky: Das kann ich mir vorstellen.
Tina: Das habe ich auch an meiner eigenen Mutter erfahren, die zu mir gesagt hat Oh also schön ist das so im klassischen Schönheitsbegriff in meinen Augen nicht. Ja, aber sie hat natürlich auch verstanden, was wir mit der Kampagne aussagen wollen. Aber ich glaube schon, dass wir die eine oder andere Kundin damit gechallenged haben und ihren eigenen doch ja etablierten Schönheitsbegriff und das Schönheitsempfinden damit nicht getroffen haben. In der jüngeren Zielgruppe sah das natürlich ganz anders aus. Die fanden das toll. Wir sehen das auch. Unsere Imagewerte in der Zielgruppe unter 30 sind in den letzten Jahren enorm angestiegen. Hat natürlich auch was mit der Digitalisierung zu tun, hat aber glaube ich auch damit zu tun, wie wir kommunizieren. Und dieses diese Einzigartigkeit der Schönheit, die wir Leben lassen wollen, dieser Respekt dem, den wir gegenüber der Unterschiedlichkeit auch geben, weil letztendlich so als Händler müssen wir jegliche Art von Schönheit oder sollten wir jegliche Art von Schönheit respektieren. Ich finde, wir sollten keine Autorität sein, die sagt ‚Du musst so und so aussehen‘. Das ist nicht unsere Aufgabe oder empfinde ich nicht als die Aufgabe von Douglas, sondern wir sollten jegliche Art von Schönheit respektieren und helfen, diese Schönheit auszuleben. Und dafür haben wir ein Sortiment mit 160.000 Produkten. Da kann man sich bedienen, aber da kann man sich auch sehr leicht drin verlieren. Deswegen ist die Kuratierung auch so wichtig, um die verschiedenen Zielgruppen zu treffen, um ihnen Angebote zu machen. Aber ich werde ja auch oft gefragt, ob ich die und die Extreme in der Schönheitsindustrie gut finde. Und da sage ich immer, es steht mir gar nicht an, das zu beurteilen, das gut zu finden oder zu kritisieren, weil das ist nicht unsere Rolle und das wäre auch entgegen unseres Purpose, wo wir sagen Everybody feel seen, heard and valued. Denn das bedeutet, dass ich auch das respektiere und ich muss es ja persönlich nicht gut finden oder unterstützen. Aber ich sollte es und möchte es respektieren.
Vicky: Ja, und das ist glaube ich ein guter Leitfaden und bringt mich auch zu deinem aktuellen Podcast. Du bist ja auch seit geraumer Zeit Host eines Podcast Beauty and Beyond heißt er und vielleicht für diejenigen, die noch nicht gehört haben, wenn nicht so viele sein. Aber vielleicht magst du noch mal kurz was heißt da Beyond? Also worum geht es ganz genau? Und vielleicht auch direkt ein kleiner Schwenk dazu. Welche Gästin, welcher Gast hat dich bisher am meisten beeindruckt?
Tina: Also es geht natürlich um Schönheit, aber es geht darüber hinaus um Unternehmertum. Es geht um Wandel, es geht um Digitalisierung. Es geht um all die Themen, die uns als Unternehmen oder auch mich persönlich zurzeit beschäftigen. Und da suche ich mir Gäste aus, wo ich finde, die passen gut dazu, die gehen auch tief genug. Das bleibt nicht an der Oberfläche. Und das ist dann immer so ein bisschen so ein Tour d'Horizon, sich auf den Gast einzulassen und ein schönes Gespräch zu führen. Und eigentlich ist jeder Gast, den ich bisher hatte, genauso beeindruckend wie die oder der davor. Ich hatte jetzt den CEO von Dr. Hauschka oder von der WALA GmbH im Podcast und da sind wir, was ja sehr, sehr aktuell ist mal in dieses Thema Natur wirklich eingestiegen. Was ist eigentlich Natur, was steht eigentlich drauf und was ist dann auch enthalten? Und was hat es auf sich mit den Gärten, wo die Kräuter und Pflanzen wachsen, die dann in der Creme nachher zu finden sind? Also dieses ganze Thema Sustainability, Lieferketten, ähm, die Seele einer Marke im Natur Bereich, wie die Naturkosmetik sich entwickelt hat. Das war ein sehr interessantes Gespräch. Also ich gehe in verschiedene Themen mit verschiedenen Gästen. Besonders beeindruckt hat mich das Gespräch mit Miriam Meckel, weil sie es eher von der philosophischen Seite interpretiert hat. Das Thema Schönheit ist auch im Moment der Podcast von allen, der immer noch die meisten Zuhörer hat bisher aber sehr stark gefolgt direkt von anderen. Ja, und das macht mir Spaß und ich glaube, es sind ganz gute Gespräche und mal gucken, mal gucken, wie's weitergeht.
Vicky: Da hören wir sicherlich noch viel von dir und von euch und von deinen wunderbaren Gästinnen und Gästen. Und du hast ja im letzten Jahr gleich zwei Kategorien beim Diversity Award gewonnen, also sowohl den Publikumsliebling als auch die Kategorie Gender. Und bei Gender hätte ich vorher auch irgendwie auf dich gewettet, weil du warst ja schon zu der Zeit auch so eine Ausnahmefigur in der deutschen Wirtschaft, die sich auch eben viel mehr über die eigene Rolle hinaus sehr stark dafür gemacht hat, für Female Leadership, Frauen zu unterstützen und sich zu zeigen in der Rolle. Und ich habe das wahrgenommen. Das hatte sehr viel positive Auswirkung. Der Publikumsliebling war sicherlich noch mal die Amarenakirsche auf der Sahne, um in unserem Jahrgang zu bleiben. Aber wie hast du das wahrgenommen? Hat das irgendwie eure Arbeit verändert? Hat das was mit dir persönlich gemacht oder mit deiner Arbeit zu Douglas?
Tina: Eigentlich nicht. Und das war ja ein ganz interessantes Rennen zwischen mir und einem Schauspieler am Ende. Und ich glaube, das hat dazu geführt, dass auch unsere internen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch mal sich mobilisiert gefühlt haben, den Preis für das Douglas-Team nach Hause zu fahren. Aber das war eine schöne Bestätigung für die Arbeit oder auch für die Haltung. Und ich finde, wenn man auf dieser Position ist und das gilt übrigens auch genauso für Vanessa Stützel, die ja auch in der Geschäftsleitung ist, dann haben wir auch eine gewisse Verantwortung dafür zu sorgen, dass in dem Unternehmen, wo wir es gestalten können, die Quoten einfach stimmen und die Anteile stimmen. Und diese Verantwortung, die möchte ich auch wahrnehmen. Und ich mag es auch nicht so gerne, wenn andere Frauen die es in die Vorstände geschafft haben, sagen ‚Ich will mit dem Thema nichts zu tun haben. Das Geschlecht ist hier egal.‘ Ja, natürlich ist das Geschlecht egal bei dem Job, den wir ausführen. Aber wir können viel bewegen. Und ich finde, die Verantwortung haben wir
Vicky: Ja, die haben wir und die sollten wir wahrnehmen und unseren Beitrag leisten. Vielleicht ganz kurz zum Abschluss als Gewinner der Kategorie Gender seid in diesem Jahr auch Sponsor. Darüber freuen wir uns natürlich sehr, da bedanken wir uns sehr. Was für eine Ausprägung eines Gewinners einer Gewinnerin würdet ihr euch wünschen? Also was sollte diese Person bewegen oder mitbringen und wofür sich einsetzen? Was sollte sie tun, damit sie eine würdige Gewinnerin ist? Ein würdiger Gegner.
Tina: Für mich gibt es da zwei Wege. Der eine Weg wäre: Es ist wahnsinnig viel passiert in letzter Zeit. Also es gab einen richtigen Schub, eine richtige Transformation Richtung Gender Diversity. Oder es ist ein Unternehmen, was einfach schon diesen Weg hinter sich hat und strahlt und das alles schon erreicht hat.
Tina: Für mich gibt es die zwei Ideen dahinter und ich bin sehr gespannt, wer am Ende das Rennen macht. Und der Preis hat für mich die Bedeutung, das Thema immer wieder publik zu machen, immer wieder darüber zu sprechen, immer wieder alle zu erinnern, dass wir noch nicht da sind, wo wir alle sein wollen. Immer wieder die öffentliche Aufmerksamkeit dafür auch zu bekommen. Ich finde, du machst das hervorragend. Das Thema immer wieder ganz nach oben zu pushen auf die Agenda, wie es ja auch so schön heißt Beyond Gender Agenda. Weil das braucht es einfach, weil sonst kommen andere Themen, die wir haben ja im Moment große gesellschaftliche, politische Themen wie Klimawandel, Digitalisierung, Überalterung der Bevölkerung, auch Themen, die unsere zukünftige Regierung ja angehen muss. Und da kann es durchaus passieren, dass das Thema Gender wieder ein bisschen runterfällt, weil jetzt haben wir überall das Sternchen dran und das ist ja schön, aber es ist eben noch eine Strecke zu gehen und ich hoffe, dass wir auch eine Regierung sehen, die dessen gerecht wird und sich auch gendermäßig gut aufstellt. Und dann wird man sehen, welchen politischen Rückenwind das Thema dann auch bekommt.
Vicky: Ja, und ich denke, das ist auch unser Auftrag, dafür zu sorgen, dass es sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft weiterhin Top-Thema bleibt. Weil wie du richtig gesagt hast, da ist noch ganz viel Luft nach oben. Herzlichen Dank für diesen Einblick. Das müssen wir beizeiten definitiv noch mal vertiefen. Jetzt sind wir leider schon am Ende, liebe Tina, hast du denn noch eine Frage für mich mitgebracht?
Tina: Ja, natürlich, habe eine Frage an dich. Was treibt dich eigentlich im Innersten, dieses Thema so nach vorne zu pushen? Was ist dein Purpose? Wie kam das eigentlich?
Vicky: Das frage ich mich in letzter Zeit tatsächlich auch immer mal wieder selbst. Nicht, weil ich mein Engagement in Frage stelle, sondern weil ich so oft diese Frage gestellt bekomme. Ein Unterschied bei unterschiedlichen Gelegenheiten. Und jetzt gibt es ja gerade diesen Hashtag #ThisLittleGirlIsMe und ich denke noch drüber nach, wie ich den ausgestaltete für mich und das ist ganz schön so eine eigene Reflektion. Meine schnelle Antwort, die ich auch immer der Presse gebe ist: Selber habe ich so Diskriminierung tatsächlich nicht erfahren. Ich wurde sehr diszipliniert von meinem konservativen Elternhaus geprägt und habe versucht mein Bestes zu geben und bin damit einigermaßen okay weit gekommen. Also nicht das Gefühl gehabt, dass ich als Frau diskriminiert wurde. Aber ich habe ein sehr stark ausgeprägtes Ungerechtigkeitsempfinden, was auch nicht immer hilfreich ist. Und an der Stelle ist es aber sehr hilfreich, weil als ich dann Menschen mir im Rahmen eines Personal Brandings geöffnet haben und mir klar gemacht haben, wie die Situation als Frau gerade im Corporate Kontext noch ist. Da hat es Klick gemacht. Das war so der Auslöser, dass ich gesagt habe ‚Das kann doch eigentlich gar nicht wahr sein, dass das wirklich möglich ist‘. Inzwischen wird dieser Auslöser einfach permanent genährt durch Diskussionen, die ich tatsächlich auch auf C Level führe und eben höre, wie schwer sich Unternehmen auch noch tun und woran es liegt. Wir sind ja viele Themen, das ist die eigene Wahrnehmung Sprachen. Wir haben anfangs drüber als Frau, was traue ich mir zu, aber auch eben die Entscheidung wie möchte ich meine Rolle, wenn ich sie denn möchte, als Mutter wahrnehmen oder nicht. Es sind aber auch politische Rahmenbedingungen und sind auch unternehmerische Rahmenbedingungen, die gesetzt werden. Da ist ganz viel zu tun und ich hinterfrage mich tatsächlich immer mal wieder und sage mir Was ist dieser Antrieb? Ich möchte unbedingt dazu beitragen, dass die Veränderung schneller geht und dass ich an meinem Lebensende noch sehe. Da hat sich wirklich was getan und mein Ziel ist es, einzelne Diversitäts-Dimensionen zu mindestens überflüssig zu machen. Ich hoffe sehr, dass Gender die erste sein wird, weil es die Älteste ist, mit der wir uns auseinandersetzen. Und ja, ich bin immer noch auf der Suche, wo eigentlich der Keim des Ganzen bei mir liegt. Aber tatsächlich glaube ich, mein Ungerechtigkeitsempfinden spielt eine große Rolle.
Tina: Ist ja auch ein schöner Antrieb.
Vicky: Immerhin. Danke für das schöne Gespräch liebe Tina.
Tina: Dankeschön, tschüss.
Vicky: Ich hoffe euch hat diese Folge von Driving Change, dem Diversity Podcast gefallen. Neue Folgen gibt es immer donnerstags und damit ihr keine Folge verpasst, abonniert uns gerne auf allen gängigen Podcast Plattform und folgt uns auf Linkt in Instagram und Twitter. Falls ihr Ideen habt, welche Gäst:innen ich einmal in unseren Podcast einladen soll, macht doch gerne einen Vorschlag. Ich freue mich darauf und immer über euer Feedback. Bis zum nächsten Mal eure Vicky.