Der Diversity, Equity & Inclusion Podcast von BeyondGenderAgenda
DRIVING CHANGE
Der Diversity Podcast von BeyondGenderAgenda
Gemeinsam mit ihren Gäst: innen setzt CEO und Gründerin Victoria Wagner die Themen Diversity, Equity und Inclusion (DE&I) auf die Agenda der deutschen Wirtschaft. DE&I bezogene Fragen und aktuelle Ereignisse werden erörtert und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Durch das Teilen persönlicher Erfahrungen und konkreter Lösungsansätze wird ein Beitrag zu einer diverseren und inklusiveren Wirtschaft geleistet.
Gemeinsam mit ihren Gäst: 25.05.2022 EPISODE MIT MIRIAM WOHLFARHT – SERIENGRÜNDERIN IN DER FINTECH BRANCHE, GRÜNDERIN & CO-CEO BANXWARE
Miriam: Wenn wir eine moderne Gesellschaft sein wollen, dann müssen wir Vielfalt nicht nur akzeptieren, sondern wir müssen das als selbstverständlich ansehen und nicht immer in Frage stellen.
Vicky: Hallo und herzlich Willkommen zur Driving Change, dem Diversity Podcast. Ich bin Vicky Wagner, Gründerin und CEO von BeyondGenderAgenda und spreche mit meinen Gäst:innen darüber, was wir gemeinsam tun können, um die Themen Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion auf die Agenda der deutschen Wirtschaft zu setzen. Meine heutige Gesprächspartnerin ist Miriam Wohlfarth. Sie ist Fintech Seriengründerin, hat 2010 das Bezahllösungs-System Ratepay gegründet und sich 2020 mit Banxware erneut in die Start-up Gründer:innen Szene gewagt. Zudem ist sie Teil unserer #SuccessIDiverse Kampagne. Schön, dass du da bist, liebe Miriam.
Miriam: Danke, liebe Vicky, für die Einladung. Ich freue mich sehr dabei zu sein.
Vicky: Ja, ganz mein Vergnügen. Und vielleicht starten wir damit, dass du selber noch mal einen Einblick gibst, sozusagen in deinen beeindruckenden Karriereweg und dich selber noch mal vorstellst.
Miriam: Okay, dann fange ich mal kurz an, ich versuche es kurz zu halten. Hallo, ich bin Miriam Wohlfarth. Ich bin 52 Jahre inzwischen, lebe in Berlin, habe eine Tochter und bin verheiratet, bin quasi Unternehmerin, bin seit 22 Jahren in der Digital-Branche und eigentlich sage ich immer so in der Fintech Branche, seit es sie gibt. Ich habe vor 22 Jahren angefangen für ein Start-up in den Niederlanden zu arbeiten und habe dann für mich die Welt der Internetfirmen entdeckt, weil ich das einfach ganz toll fand. Das war eine für mich neue Form der Arbeit, die ich davor nicht kannte. Ich kam aus einem Konzern und habe eher ein ja, ich sag jetzt mal etwas in Anführungsstrichen „altmodischen Strukturen“ gearbeitet und habe für mich eine neue Welt entdeckt, die sich mir offenbart hat. Ich habe dort auch entdeckt, dass Gründertum möglich ist, selbst wenn man viele, was ich immer so in meinem Kopf als Stereotyp hatte, was man haben sollte, wenn man gründen sollte - ich habe aber festgestellt, man muss das alles gar nicht haben, weil ich Vorbilder dort hatte in meinem Umfeld und habe dann selber gegründet 2009, das erste Start-up, mitten in der Finanzkrise. Ja, Ratepay, das hat sich toll entwickelt. Das war ein langer Weg. Das war nicht immer so ganz einfach, aber es hat sich trotzdem toll entwickelt. Es ist viel passiert, immer rauf und runter. Ich bin dann dort geblieben, bis letztes Jahr im Oktober, also fast zwölf Jahre sogar und habe aber parallel schon 2020 angefangen, in Absprache natürlich auch mit meinen Eigentümern und Investoren ein neues Start-up aufzubauen. Banxware, das habe ich dann quasi schon ab September 2020 gemacht.
Vicky: Ja die Zeit fliegt. Das kommt einem viel länger vor, oder?
Miriam: Ja total. Ich bin da immer selber schockiert, dass dann irgendwie schon 2022 ist. Na ja, ich durch Corona hat sich das manchmal so ein bisschen verändert, die Wahrnehmung von Zeit. Ja, also ich habe dann ein zweites Fintech gegründet und bin nebenher engagiert für Start-ups und engagiert mich immer auch für Jugendliche, die vielleicht gründen wollen und find das einfach toll so dieses Gründertum und befördere gerne oder fördere gerne diesen Gründergeist. Das finde ich was Schönes.
Vicky: Ja, hört sich großartig an, auf diesen Gründergeist gehen wir auch gleich noch ausführlich ein. Aber du hast mir gerade so einen schönen anderen Punkt noch geliefert. Du hast gesagt, du kamst aus dem Corporate Kontext und es hat sich dir mit der Start-up-Szene sozusagen ein völlig neues Arbeitsumfeld gebotenen, ein Arbeitserlebnis. Für diejenigen von uns, die immer noch im Corporate Kontext verweilen: Erzähl doch mal kurz, was sind denn die wesentlichen Unterschiede, die noch nie in einem Start-up gearbeitet haben, damit man sich das so ein bisschen besser vorstellen kann?
Miriam: Okay, also wir müssen auch vergleichen. Start-up, das war wie gesagt 2000 und im Konzern und ich glaube es ist heute in Konzernen auch ein bisschen anders als damals. Also aus meiner Brille. Damals war alleine schon bekleidungstechnisch habe ich quasi immer einen Hosenanzug mit Bluse getragen. Das war meine Arbeitsuniform mehr oder weniger. Und freitags konnte man etwas sich etwas lockerer kleiden und mal den Blazer weglassen. Also das war eine große Sache. Die andere war und das war aber wahrscheinlich die viel wichtigere Sache, diese Hierarchien, die es nicht gab. Man hat dort auf Augenhöhe miteinander gearbeitet. Der CEO oder die CEO, die Gründer, die waren wie Kollegen und das fühlte sich also in der alten Arbeitswelt ganz anders an. In meiner alten Welt gab es einen Chef, der damals irgendwo in Norddeutschland saß, dem ich immer jeden Freitag ein Fax schicken musste, also ein Wochenbericht und der wurde dann kontrolliert und dann wurde der auch nachgehalten. Und das war halt viel mehr geprägt von Kontrolle. Und ich sage jetzt mal in so einem Verhältnis, wo man sich nicht auf Augenhöhe gefühlt hat. Und ich glaube, das fand ich extrem interessant, diesen Unterschied. Also es war einmal die Bekleidung. Und dieser Unterschied in der Art und Weise, wie man eben zusammengearbeitet hat und sicherlich auch das Privatleben und sicherlich Arbeit, sind auch mehr miteinander so zusammengeflossen. Man hat durchaus so um 17:00, 17:30 Uhr abends sich hingesetzt, zusammen Bier getrunken, trotzdem noch weiter diskutiert und so ist es auch oft sehr spät geworden. Aber man hat so ein bisschen die Zeit vergessen und es hat sich nicht so angefühlt wie die klassische Arbeit früher. Und das hat mich total inspiriert. Und ehrlich gesagt, mit Ende 20 habe ich schon gedacht, wenn ich das jetzt irgendwie machen soll, noch 30 Jahre.
Vicky: Dann gehst du ein wie eine Primel.
Miriam: Ich habe immer gedacht, es ist so schrecklich. Ja, ich habe wirklich schon mir Sorgen gemacht, wie das eigentlich im Leben weitergeht und dass es sich immer so anfühlt und dass ich eigentlich gar keine Lust hab am Montag wieder auf die neue Woche. Und das hat sich total geändert. Und natürlich, wie gesagt, in dieser Welt, in der ich damals gearbeitet plus als ich dann selbst gegründet habe, konnte man sich ja selbst eine eigene Welt erschaffen, wie man sie sich vorgestellt hat, eine Idealwelt.
Vicky: Ja, herrlich. Also bei mir werden Erinnerungen wach. Ich hatte zwar nicht das Glück damals schon in einem Start-up zu arbeiten, aber diese montags-freitags-Gefühle, die kenne ich auch sehr gut. Da kann ich mich gut daran erinnern. Und es ist aber ja heute auch so, dass du in deiner Branche eine wirklich prägnante Vorreiterrolle als Frau einnimmst. Also die Fintech Branche ist ja nun nach wie vor, obwohl es dich da ja auch schon länger gibt, sehr männerdominiert. Woran liegt das eigentlich? Was glaubst du?
Miriam: Dass sind wahrscheinlich ein paar Aspekte. Zum einen ist es fehlender Nachwuchs. Also es ist einfach so, dass wahrscheinlich die Finanzbranche als per se nicht so attraktiv gilt. Vielleicht ist das ein Punkt. Und auch die Tech-Branche. Es ist ja nicht nur in der Fintech Branche, sondern man hat ja generell in den Tech-Unternehmen sehr wenig Frauen. Und wahrscheinlich sind die Hauptgründe dafür, dass es in der Bildung Stereotype sind, die einem vermittelt werden, dass das ein Männerberuf ist in der Schule. Es wird ja auch nicht über Gründen gesprochen. Dann aber natürlich auch das Bild der Tech-Unternehmen ist sehr männlich geprägt. Auch jetzt ist es nicht nur der alte weiße Mann, sondern auch der junge weiße Mann. Da sieht man wenig Frauen auf den Bildern. Ich glaube, das hat schon was mit den Bildern im Kopf zu tun. Und aber natürlich auch dann einfach mit der fehlenden technischen, in den MINT Studienfächern sind auch viel zu wenig Mädchen. Der Anteil Frauen ist einfach in den technischen Studiengängen viel zu gering. Also dadurch wird halt von vorneherein ein Bild erzeugt, dass wenige das nachher machen und dadurch fehlt da was. Also wir müssen an den Rollenbildern arbeiten, an den Vorbildern.
Vicky: An den Vorbildern arbeiten. Und du hast gerade gesagt, eben auch letztendlich an der Education. Also junge Menschen, junge Mädchen frühzeitig heranführen an das Themenumfeld. Diese Diskussion führe ich sehr oft, wenn es um Diversität geht, weil das natürlich dann ein langer Weg ist, bis der weibliche Nachwuchs dann da ist. Und zwischendurch gibt es dann furchtbar viel Schulterzucken und es wird gesagt „Ja gut, aber in den 20 Jahren dazwischen können wir jetzt nichts ändern.“ Ich meine, das kann es ja nun auch nicht sein. Das ist ja nun nicht die Lösung für das hier und heute, insofern Du hast mir ja mal erzählt, Du bist ja auch eher so durch Zufall in dieser Tech-Branche, in dieser Fintech-Branche gelandet. Und jetzt möchte ich mich der Hoffnung für einen kurzen Moment hingeben, dass es diese Zufälle oder, dass wir diese Initialzündung vielleicht auch bei der einen oder anderen Frau auslösen können, die bis jetzt das Themenfeld für sich noch gar nicht so erkannt hat oder vielleicht einen riesigen Berg an Respekt vor diesem Themenfeld hat, weil sie sagt: „Oh mein Gott, die Tech oder überhaupt, also Finanzen, das kann ich ja gar nicht!“, das hört man ja oft. Hast du vielleicht eine Idee, wie man das aufbrechen und lösen kann, wie man da Mut machen kann? Oder kannst du uns vielleicht mit deiner Geschichte so ein bisschen auf die Sprünge helfen?
Miriam: Wahrscheinlich ist es meine Geschichte, die einem da vielleicht hilft. Ich glaube, man hat immer so die Vorstellung, wenn man an ein Finanz-, Tech-Start-up denkt, denkt man an männlich, McKinsey und superschlau.
Vicky: Schöne Stereotype.
Miriam: Aber so ist es wirklich häufig. Also das, was man da erwartet. Aber letztendlich okay, ich bin weder männlich, noch bin ich McKinsey, noch bin ich superschlau. Also ich habe so ein Abitur von 2,5 und ich würde mich sagen mein Intelligenzquotient ist wahrscheinlich so ein Mittelmaß.
Vicky: Ich würde unterstellen, du hast das noch nie überprüfen lassen, aber es sei dahingestellt.
Miriam: Nein, ich will damit nur sagen, ich war jetzt nicht so die super Einserschülerin oder sowas. Ich war keine Überfliegerin, überhaupt nicht. Ich war relativ STANDARD. Aber ich glaube was ich gelernt habe, und das ist natürlich der Vorteil, dass ich in diesem jungen Alter mit diesen Gründern zusammengearbeitet habe, dass die ja, das waren drei Gründer und von den dreien war einer auch Berater, ja. Der eine war aber ein Tecci und der war eher so ein bisschen nerdig unterwegs. Der hat auch nicht gerne so mit Leuten gesprochen. Und der andere, das war ein Verkäufer. Und das ist, glaube ich, ein Learning war eben das. Na ja, man braucht eben, eigentlich braucht man ein gutes Team, um ein Start zu bauen, weil man unterschiedliche Aufgaben hat. Und das funktioniert dann auch recht gut, wenn man in so einem Team Gedanken denkt. Und in einem Team Gedanken, könnte man ein ganz anderes Team zusammenbauen. Und ich kam ja auch nicht aus der Finanzindustrie, ich kam aus der Touristik. Wie gesagt, ich habe etwas komplett anderes gemacht und habe mich quasi in eine neue Branche hineinbegeben und habe das gelernt. Das ist auch der Vorteil, an der ich sage jetzt mal Start-up-Szene, weil es gibt dort viele neue Sachen. Es gibt dort nicht Dinge, die schon altbekannt sind. Also wenn man eben eher auch vom Typ her so ist, dass man gerne mal Neues ausprobiert, dann ist das genau die richtige Branche und auch sehr gut für Frauen geeignet. Also das muss man zeigen, so etwas, dass es nicht so einfach ist. Es gibt nicht eine Voraussetzung, um erfolgreich zu gründen, sondern ich glaube, man muss neugierig sein. Und das sind viele auch. Man muss offen sein für Neues und man muss gerne mit Menschen zusammenarbeiten. Man muss Netzwerke pflegen. Also das mache ich im Vertrieb jeden Tag und das mache ich gerne auch. Das habe ich schon immer gerne gemacht. Also ich glaube, das können Frauen auch sehr gut. Die können sehr gut so jonglieren und mit Menschen umgehen, soziale Kontakte pflegen. Das braucht man auch, wenn man ein Unternehmen führt. Man hat sehr viel mit den Mitarbeitern zu tun. Da ist das Thema Kultur ist extrem wichtig, aber ich glaube, das wird so unterschätzt, was man eigentlich, was es alles so braucht, um ein Unternehmen zu machen. Aber ganz ehrlich, ganz alleine gegründet hätte ich auch nicht. Ich hatte ja immer Partner an meiner Seite. Im ersten Start-up, muss ich sagen, habe ich nur die Partner an meiner Seite sehr schnell verloren, weil das führte da zum Bruch und wir haben uns dann quasi nach einem Jahr schon entzweit. Und dann war ich alleine und da musste ich das irgendwie hinkriegen, dann habe ich mir aber neue Partner gesucht.
Vicky: Aber ich glaube das ja auch normal. Ja und vielen Dank für diesen Tipp. Es geht nämlich auch nicht nur alleine, sondern eben indem man sich Partner sucht. Ich glaube, das ist auch schon mal wieder ein Mutmacher. Und jetzt haben wir die eine Seite von dir gehört, nämlich wie können Frauen einfach noch mal mutig sein und sich so einer neuen Industrie vielleicht einfach zuwenden und das mal ausprobieren aufgrund von Neugier oder Tatendrang? Die andere Seite ist natürlich auch so ein bisschen. Es gibt ja viel zu wenig Gründerinnen, das muss man ja auch sagen. Also weibliche Gründerinnen sucht man auch so ein bisschen wie den Diamanten in der Mine. Und da frage ich mich oder da frage ich dich viel besser: Liegt es vielleicht auch an der Zusammensetzung der deutschen Investoren Szene, denn die ist ja nun auch sehr männlich dominiert. Oder sagst du, das hat damit eigentlich gar nichts zu tun? Und wenn das so ist, womit hat es denn vielleicht was zu tun, das uns nach wie vor Gründerinnen fehlen?
Miriam: Also ich glaube es ist nicht der eine Faktor. Also es hat sicherlich auch was mit der Investorenszenen zu tun. Die ist sehr männlich und natürlich sind auch die Pitches dann dementsprechend männlich und es geht manchmal auch ein bisschen härter zu. Und vielleicht fühlen sich auch viele Frauen unwohl. Muss man so sagen. Aber das Gute ist auch wieder da. Es bewegt sich was. Es gibt auch immer mehr gerade weibliche InvestorInnen-Netzwerke, wo auch viel bevorzugt, aber auch in Start-ups von Frauen investiert wird. Das ist ein toller Move. Das ist so in den letzten zwei Jahren, hat es da einige Initiativen gegeben, also da bewegt sich was, aber das ist ein Grund, aber es ist meiner Meinung nach nicht der Hauptgrund. Ich glaube, es sind per se zu wenige da die es überhaupt probieren wollen. Also ich glaube, da sind wir wieder bei den zum einen Rollenbilder irgendwo, die in der Schule erzeugt werden, ja, dann ist es eben auch generell der Beruf des Unternehmers, sag ich mal, da wird in den Medien oft als sehr negativ dargestellt. Ich habe mal gehört, in den meisten Tatorten sind die Unternehmer die Mörder. Das habe ich jetzt schon ein paar Mal gehört. Ich kann es aber nicht verifizieren, ich habe es nur gehört. Aber es ist so, es ist kein Bild, was in der Gesellschaft so als gut angesehen wird. Also bei vielen ist das Unternehmertum nicht hoch angesehen und auch das ist ein Grund. Dann ist aber auch ein wesentlicher Grund würde ich sagen, das Thema Kinder und Karriere ist natürlich auch ein Punkt. Viele Unternehmen werden gegründet, wenn die Leute nach dem Studium erste Berufserfahrung haben, sind viele Gründer, so glaube ich im Durchschnitt so Anfang 30. Das fällt auch oft genau in das Alter, in dem sich viele Frauen damit beschäftigen, eine Familie zu gründen und schwanger zu werden. Und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es auch einer der Gründe ist, über den man nicht so viel spricht. Aber das wird dann eben, denkt man, kann ich das machen? Ich kann doch nicht Gründen mit Kind. Und dann ist auch das ganze Umfeld, was einem sagt: Oh, macht es lieber nicht, gehst du lieber oder bleibst im Konzern jetzt in Elternzeit ist.
Vicky: Ist schön, sicher.
Miriam: Ja, genau. Und das ist, das ist also auch sicherlich einer der Haupttreiber, der da ist, weil das führt einfach dazu, dass der Status dieses Sicherheits-Verständnis so sehr überbewertet wird, finde ich. Und das ist auch Sache, auch die Kultur in Deutschland ist nicht so dafür ausgelegt das zu machen.
Vicky: Und brauch es dann nicht noch viel mehr Role Models wie dich, die zeigen, dass wenn man es möchte durchaus beides vereinbar ist, also sowohl also beides sogar viel mehr vereinbar ist. Also zum einen eine Industrie, die vielleicht nicht üblich ist im Moment für das weibliche Geschlecht als auch eben den Mut zum Gründen, als auch parallel eben noch Mutter zu sein, wenn man das denn möchte. Ja, das ist ja jedem frei, ob er das möchte oder nicht. Aber falls das der Wunsch ist, dass es funktioniert, brauchen wir da mehr Role Models, die das zeigen?
Miriam: Ja, ich glaube schon, dass brauchen wir den nächsten Jahren. Und es gibt ja viele Gründerinnen, die Mütter sind. Und in diesen Unternehmen, die von Frauen, von Müttern geführt werden, herrscht auch in der Regel eine sehr familienfreundliche Kultur, die es eben auch möglich macht. Man, das war auch in den vielen Jahren bei Ratepay, als meine Tochter noch jünger war, haben wir auch. Es ist eben manchmal so, dass Arbeitszeiten manchmal ein bisschen anders waren und dass man da immer schon flexibler arbeiten musste. Wir haben ja schon immer Flexibilität gehabt, nicht erst bei Corona. Und das ist einfach wichtig, da müssen auch viele Unternehmen auch dran arbeiten.
Vicky: Absolut. Und du bist Teil unserer Kampagne „Success Is Diverse“. Vielen Dank dafür - ein wichtiges Gesicht, eine wichtige Stimme. Warum ist Vielfalt ein wesentlicher Teil oder ein wesentlicher Erfolgsfaktor? Und warum hast du sofort zugesagt und gesagt: Ich bin dabei?
Miriam: Ja, also weil unsere Gesellschaft verändert sich gerade und ich finde das richtig gut, weil wir sind auf dem Weg zu einer moderneren Gesellschaft. Aber viele Menschen haben damit gerade schon Schwierigkeiten. Fängt beim Gendern an, das fängt bei MeToo an und viele solche Sachen. Viele Männer kämpfen auch damit. Ich finde, man muss viel darüber reden. Man sollte auch nicht nur über Frauen reden. Man muss darüber reden, dass Vielfalt wichtig ist. Dass wir das brauchen. Dass wir Vielfalt auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft brauchen, um in Zukunft erfolgreich zu sein. Dass wir, wenn wir eine moderne Gesellschaft sein wollen, dann müssen wir Vielfalt nicht nur akzeptieren, sondern wir müssen das als selbstverständlich ansehen und nicht immer in Frage stellen. Mir tut das sehr gut, die Diskussion mit meiner 17-jährigen Tochter, die das ganz natürlich sieht und ich glaube, wir, wir brauchen noch. Da ist noch ein langer Weg zu gehen. Und ich finde, dass wie gesagt, ich möchte es gern unterstützen. Als kleines Beispiel: Wir haben uns über die diversen Toiletten unterhalten. Mutter, Tochter, Oma. Meine Mutter ist wirklich eine sehr weltoffene Frau. Trotzdem ist es für sie schwer verständlich, dass man so etwas braucht, dass man eine geschlechtsneutrale Toilette braucht. Und meine Tochter hat das vehement verteidigt.
Vicky: Herrlich!
Miriam: Dass es ganz wichtig ist, dass sich niemand ausgegrenzt fühlt und nicht auf eine Toilette gehen muss. Vorsichtig, wo er oder sie sich nicht zugehörig fühlt. Und ich finde das so, diese Ansichten. Das tut auch so gut, weil die jungen Menschen werden heute anders erzogen und sie werden anders werden und sie leben schon eine viel größere Vielfalt als wir es tun. Und ich wünsche mir einfach eine tolerante und gute Gesellschaft in der Zukunft und deshalb unterstütze ich das. Obwohl ich mich persönlich auch noch schwer tue mit dem ich mache das noch nicht richtig in meinem Sprachgebrauch. Ich versuche es trotzdem fällt es mir schwer, geb‘ ich auch zu. Es ist nicht einfach, aber ich möchte einfach eine weltoffene Gesellschaft haben und ich freue mich darüber.
Vicky: Es geht ja um das Bemühen und das, was wir miteinander erreichen wollen. Und damit letzte Frage und sozusagen der Transfer von Gesellschaft auf Wirtschaft. Brauchen Unternehmen heute divers aufgestellte Teams, um nachhaltig erfolgreich zu sein?
Miriam: Bin ich fest davon überzeugt. Ich glaube, dass dieser alte Führungsstil, den wir früher hatten, der funktioniert nicht mehr, der wird einfach nicht mehr funktionieren. Zum einen funktioniert es nicht mehr in der Welt, wie die jungen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen heute ticken, die lassen sich das auch nicht mehr so sagen. Sie wollen niemand haben, der Ansagen macht und sie dann nur ausführen, das was ich das beschreibe, diese Konzernstruktur 1999: Du bist das kleine Rädchen und dann gibt es jemand, der dir oder der oder die dir da Anweisungen gibt. Meistens war es eben ein Mann. Und so wollen die Leute heute nicht mehr arbeiten und so findet man auch keine guten Mitarbeiter mehr. Das ist also alleine schon deshalb, wenn man und ich meine eine gute Mitte, ein gutes Unternehmen hat. Gute Mitarbeiter und die Mitarbeiter bringen Unternehmen voran und nicht der Chef oder die Chefin, sondern es ist ein Team von Führung. Und die Führung muss aber auch auf Augenhöhe sein. Und man muss den Menschen einen ganz anderen Stellenwert im Unternehmen geben. Und deshalb geht es gar nicht ohne diverse Führung, weil eine Person alleine ist nicht in der Lage, das zu tun. Wir haben heute die Unternehmen der Zukunft, das sind eigentlich alles Tech-Unternehmen. Das heißt in dem Team muss jemand sein, der ein sehr gutes technologisches Verständnis hat. Man braucht ein gutes kaufmännisches Verständnis. Man braucht aber auch ein gutes Verständnis für Ich sage jetzt mal die ganze emotionale Schiene darunter und mit den Menschen umzugehen. Also man braucht ein hohes Maß an Empathie. Das ist häufig nicht in diesen einzelnen Talenten vereint. Häufig ist es so die sehr technologisch orientierte Person, die hat andere Themen und deshalb braucht man diese unterschiedlichen Dinge. Und das hat uns bei RatePay immer gut getan. Wir haben häufig ausgeführt: Was braucht man denn, um ein Unternehmen erfolgreich zu machen? Und wir waren meistens bei so vier, fünf wesentlichen Punkten. Und ja, man hat vielleicht zwei, weil die hat man irgendwie als normaler Mensch irgendwo beherrschen kann. Aber dass man sie alle irgendwie wert ist, daran glaube ich nicht. Das ist einfach nicht mehr möglich.
Vicky: Ja, vielen Dank für dieses eindrückliche Plädoyer für mehr Vielfalt in unseren auch deutschen Unternehmen, damit eben die Zukunft nicht nur gesichert ist, sondern weiter auch erfolgreich ist. Ich bedanke mich sehr herzlich bei Dir, Miriam, für deine sehr persönlichen Einblicke und vor allen Dingen auch für die vielen Tipps, die du gegeben hast in diesem Podcast und freue mich darauf, wenn wir das ganz bald fortsetzen.
Miriam: Ich habe mich auch gefreut. Vielen Dank für die Einladung.
Vicky: Sehr gerne. Ich hoffe, euch hat diese Folge von Driving Change, dem Diversity Podcast gefallen. Neue Folgen gibt es immer donnerstags und damit ihr keine Folge verpasst, abonniert uns gerne auf allen gängigen Podcast Plattform und folgt uns auf LinkedIn, Instagram und Twitter. Falls ihr Ideen habt, welche Gäst:innen ich einmal in unseren Podcast einladen soll, macht doch gerne einen Vorschlag. Ich freue mich darauf und immer über euer Feedback. Bis zum nächsten Mal! Eure Vicky.