Driving Change - Der Diversity Podcast

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Der Diversity, Equity & Inclusion Podcast von BeyondGenderAgenda

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DRIVING CHANGE

Der Diversity Podcast von BeyondGenderAgenda

Gemeinsam mit ihren Gäst: innen setzt CEO und Gründerin Victoria Wagner die Themen Diversity, Equity und Inclusion (DE&I) auf die Agenda der deutschen Wirtschaft. DE&I bezogene Fragen und aktuelle Ereignisse werden erörtert und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Durch das Teilen persönlicher Erfahrungen und konkreter Lösungsansätze wird ein Beitrag zu einer diverseren und inklusiveren Wirtschaft geleistet.

Gemeinsam mit ihren Gäst: 21.04.2022 EPISODE MIT MAX OEHL – Co-Initiator des Brand New Bundestag

Max: Wenn wir uns einfach unsere Gesellschaft ansehen, mit welchen Menschen wir zusammenleben, wer da draußen so rumläuft und wir dann im Parlament sehen, dass da bestimmte Gruppen einfach kaum auftauchen, dann ist es schon einfach eine demokratietheoretischen oder man könnte auch sagen demokratiepraktische Herausforderungen, dafür zu sorgen, dass es da ein angemesseneres Repräsentationsverhältnis gibt.

Vicky: Hallo und herzlich Willkommen zu Driving Change, dem Diversity Podcast. Ich bin Vicky Wagner, Gründerin und CEO von BeyondGenderAgenda und spreche mit meinen Gäst:innen darüber, was wir gemeinsam tun können, um die Themen Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion auf die Agenda der deutschen Wirtschaft zu setzen. Mein heutiger Gast ist Dr. Maximilian Oehl. Er ist Co-Initiator des Brand New Bundestag und seit kurzem dort auch Executive Director in Vollzeit. Die Organisation hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Chancengleichheit und individuelle Teilhabe voranzutreiben. Sie setzen sich für eine europäische Gesellschaft ein, die vielfältige Identitäten schützt und jedem Menschen offensteht. Ich freue mich sehr, dass noch heute mein Gast bist, lieber Max. Wir haben eine Zeit lang darum gerungen, den Termin zu finden. Aber es war ja auch viel los und darüber wollen wir heute sprechen, nämlich die Bundestagswahl im letzten Jahr und das Ergebnis, was ihr mit erreicht habt. Insofern herzlich willkommen! Freue mich, dass du da bist und stell dich doch gerne mal in deinen eigenen Worten unseren Hörer:innen vor.

Max: Ja, vielen herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich natürlich auch sehr, dass es jetzt geklappt hat terminlich. Und ja, ich bin, wie du schon gesagt hast, Max, Executive Dircetor von Brand New Bundestag, hab das ganze Projekt im Sommer 2019 zusammen mit meinen Co-Initiator:innen Daniel Felton und Eva-Maria Thurnhofer ins Leben gerufen, und war davor schon sozialunternehmerisch tätig. Unter anderem eine Organisation, die ich mit aufgebaut habe heißt Refugee Law Clinic, die also quasi eine studentische Rechtsberatung vorsieht für Migranten und geflüchtete Menschen. Und ja, das ist so das, was ich gerne tue. Ich versuche im Endeffekt mit den Projekten meinen Beitrag zu leisten, dass die Gesellschaft sich in eine zukunftsfähige Richtung entwickelt. Und mit Brand New Bundestag sind wir auch auf einem sehr spannenden Reise, von der ich gerne jetzt gleich noch ein bisschen mehr erzähle.

Vicky: Ja, setzen wir doch mal kurz an deinem Lebensweg an. Was war denn der Auslöser für Brand New Bundestag? Also du hast gesagt 2019 hast du das mit deinen Co-Initiatorinnen gegründet. Da muss es doch bestimmt irgendeinen Anlass gegeben haben, dass ihr gesagt habt: Wir müssen da jetzt mal was verändern.

Max: Also es war tatsächlich eine lange Reise bei mir. Ich habe davor, hatte ich gerade schon erwähnt, mich bei den Refugee Law Clinic lange engagiert und dann auch irgendwann in einem migrationspolitische, migrationsrechtlichen Bereich Interessensvertretung auf Bundesebene gemacht. Und dabei ist mir einfach aufgefallen, was für eine Schlüsselfunktion unsere Abgeordneten haben und dass es eben schon sehr wichtig ist, wer dann am Ende des Tages da wirklich im Parlament sitzt. Und dann habe ich auch so ein bisschen die Parteiarbeit besser kennengelernt und hatte dabei so das Gefühl, dass da jetzt nicht unbedingt immer regelmäßig die ganz vielen Innovationen bei rumkommen. Und es hat mich so ein bisschen ratlos hinterlassen. Und dann war ich sehr fasziniert davon, als ich von der Arbeit unserer Vorbildorganisationen in den USA, Brand New Congress und Justice Democrats gehört habe. Und ich hatte damals auf Netflix die Doku über Alexandria Ocasio-Cortez, AOC, Knock Down the house gesehen und das war dann tatsächlich so der letzte Stein des Anstoßes, dass wir gesagt haben: Das ist doch eigentlich mal ein spannender Ansatz, diese Verzahnung von zivilgesellschaftlicher Arbeit mit parlamentarischer Arbeit. Da liegt doch wirklich auch ein Potenzial, vielleicht auch für den deutschen Kontext. Und dann haben wir angefangen, darüber nachzudenken, wie wir das Ganze hier auf den deutschen Kontext übertragen können.

Vicky: Ja, super spannend. Da tauchen wir auf jeden Fall noch mal ein. Was mich jetzt vorab interessieren würde. Wir sprechen hier in einem Diversity Podcast. Inwiefern hat das Thema auch eine Rolle gespielt bei eurer Vision für den Brand New Bundestag? Also sowohl der Dreiklang Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion? War das ein Thema? Und wenn ja, warum ist das wichtig?

Max: Also wir haben uns natürlich zum einen diese Vorbildorganisationen in USA angeschaut, wo der Diversitätsgedanke definitiv eine starke Rolle spielt und natürlich auch noch mal in Amerika, in dem der institutionalisierte Rassismus ja auch noch mal ein viel präsenteres Thema ist. Und da haben die Projekte auch häufig so eine Art klassenkämpferischen Ansatz, also dass quasi gesagt wird: Ja, wir wollen working class Kandidierende in die Parlamente bringen. Und wir haben dann tatsächlich auch überlegt, was ist quasi das Pendant dazu in Deutschland. Natürlich gibt es auch bei uns eine Herausforderung, zum Beispiel, dass Menschen, die keinen höheren Bildungsabschluss haben, unterrepräsentiert sind im politischen System. Und wir haben aber dann auch diesen working class Begriff noch mal so ein bisschen versucht in dem deutschen Kontext zu sehen. Und dann ist es natürlich so, in dem Moment, in dem man sich ansieht, wie läuft eigentlich Repräsentation in Deutschland, dann merkt man sehr schnell, dass es einige Gruppen gibt, die stark unterrepräsentiert sind, gerade im parlamentarischen System. Es gab dann damals schon so ein bisschen Berichterstattung darüber. Die Süddeutsche Zeitung hatte mal so ein Feature gemacht, wo dann darauf aufmerksam gemacht wurde, dass zum Beispiel Menschen mit Migrationsgeschichte stark unterrepräsentiert sind, dass Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert sind, Menschen mit ostdeutschen Biografien. Also es gibt wirklich einige Gruppen, die das betrifft. Und so haben wir dann von Anfang an eigentlich zwei Säulen in unserer konzeptionellen Ausrichtung gehabt. Und das eine ist eben, Politik eher zukunftsfähiger zu machen, progressiver zu machen. Und die andere Säule ist, Politik diverser zu machen und für eine angemessene Repräsentation zu sorgen.

Vicky: Und das bezieht sich auf alle Diversitätsdimension? Oder habt ihr einen Fokus auf kultureller Herkunft, was eben Migration erwähnt und soziale Herkunft und Geschlecht? Oder seid ihr breit und wollt generell einfach mehr Vielfalt repräsentiert wissen?

Max: Nein, es ist ein breites Verständnis tatsächlich. Die Gruppen hab sich jetzt einfach nur beispielhaft genommen. Also es geht wirklich darum eigentlich, dass wir versuchen, dass das Parlament so stark wie möglich repräsentativ steht für die Gesellschaft, in der wir leben. Da geht es natürlich nicht darum, eine mathematische eins zu eins Abbildung zu schaffen. Das ist ja oft irgendwie so der Vorwurf, der glaube ich auch von Wolfgang Schäuble noch mal in seiner Rede erhoben wurde: Demokratie sei keine Arithmetik und so. Aber es ist für mich ehrlich gesagt ein schwaches und vorgeschobenes Argument, weil wenn wir uns einfach unsere Gesellschaft ansehen, mit welchen Menschen wir zusammenleben, wer da draußen so rumläuft und wir dann im Parlament sehen, dass da bestimmte Gruppen einfach kaum auftauchen, dann ist es schon einfach eine demokratietheoretischen oder man könnte auch sagen demokratiepraktische Herausforderungen dafür zu sorgen, dass es da eine angemesseneres Repräsentationsverhältnis gibt.

Vicky: Absolut. Darüber habe ich vor kurzem auch mit Tessa Ganserer gesprochen, weil das ja auch ein Novum ist, dass Transsexuelle im Deutschen Bundestag vertreten sind. Auch das Thema Behinderung ist ja ein neues Thema. Wir haben ja, da können wir zumindest kurz mal aufatmen, mit Stolz sagen, den diversesten Bundestag aller Zeiten. Das ist sehr schön. Ich weiß nicht, wie du siehst. Ich finde, da ist immer noch sehr viel Luft nach oben. Wenn wir über Rollenvorbilder nachdenken und einfach den Wunsch hegen, dass eben auch marginalisierte Gruppen in unserer Gesellschaft repräsentiert werden. Ich denke, da ist noch Luft nach oben. Aber ich möchte eigentlich mal kurz auf eure Arbeit zu sprechen kommen und vor allen Dingen auch auf euren Erfolg blicken. Und wenn ich das richtig sehe, und korrigiere mich, wenn ich falsch wiedergeben sollte, aber ich sehe ihr habt elf Kandidat:innen unterstützt im Bundestagswahlkampf und ausgewählt und gesagt, da wollte ich euch stark machen, da wollt ihr Unterstützung leisten. Wie lief das genau ab und wie ist die Wahl letztendlich für diese elf verlaufen?

Max: Also kleine Korrektur: Wir haben Kandidierende unterstützt, aber unser Kandidat Ed hat hier in Berlin fürs Abgeordnetenhaus kandidiert und nicht auf Bundesebene, sondern auf Landesebene. Und dann waren es eben zehn Kandidierende auf Bundesebene. Und diese zehn und beziehungsweise diese elf sind zu uns gekommen durch einen längeren Scouting- und Auswahlprozess. Also wir haben einfach sehr offen erstmal dazu aufgerufen, dass Leute Menschen nominieren sollen, von denen sie glauben, dass sie ins Parlament gehören. Dann haben wir auch teilweise proaktiv so ein bisschen geguckt. Was gibt es auf Social Media für Leute? Wer ist da so unterwegs? Und dann eben auch mit einer großen Offenheit. Wir hatten ja auch parteilose Kandidierende, die wir unterstützt haben und dann eben auch Leute aus den Parteien. Und das ging dann so eigentlich, wie man es von vielen wahrscheinlich Bewerbungsverfahren, Auswahlverfahren kennt. Die Leute haben erst mal einen Fragebogen und ein Video eingeschickt und dann gab es mehrere Interviewphasen und auch ein Auswahlwochenende, das war auch alles dann pandemiebedingt - damals war es noch irgendwie alles ungewohnt - digital gemacht haben und so haben wir dann nach und nach unsere quasi Kandidierenden zusammengestellt oder sie sind zu uns gekommen und dann ging die gemeinsame Arbeit los.

Vicky: Und wie ging es dann für diese zehn, jetzt bleiben wir mal gerade beim Bundestag, dann verlaufen?

Max: Also wir hatten am Ende ja wirklich das tolle Erfolgserlebnis, dass drei dieser zehn Bundestagskandidierenden auch jetzt wirklich dem neuen Deutschen Bundestag angehören werden. Also Rasha Nasr und Armand Zorn von der SPD und Kassem Taher Saleh von den Grünen. Wir haben, als wir mit dem Projekt angefangen haben, gesagt: Wenn unser Ansatz überhaupt schon so weit kommt, dass wir eine halbwegs realistische Chance mit einer Kandidatin haben, dann haben wir schon viel erreicht. Und dass wir jetzt wirklich zeigen konnten, dass wir eine Rolle gespielt haben in diesen deutschen Parteien-Politiksystem und wirklich dazu beitragen konnten, dass Menschen da ihre Wahlerfolge gefeiert haben. Das ist wirklich für uns ein sehr toller Erfolg gewesen. Für andere Kandidierende gab es natürlich sicherlich auch Enttäuschungserlebnisse, was damit zu tun hatte, dass natürlich auch vor der Wahl dann sich die Verhältnisse noch mal sehr stark verschoben haben, die Grünen verloren haben, die SPD stark dazugewonnen hat. Also es haben natürlich nicht alle von den denen geschafft. Die sieben haben es nicht geschafft. Aber eigentlich für alle, glaube ich, so wie ich es wahrgenommen habe, da müsste man natürlich jetzt auch jede einzelne noch mal fragen, war es schon auch ein eine besondere Erfahrung, irgendwie als Teil von so einer Gruppe eben zu kandidieren und jenseits von der Parteizugehörigkeit auch noch so eine gemeinsame Identität zu haben, als Menschen, die sich eben für Progressivität und Diversität einsetzen.

Vicky: Ja, herzlichen Glückwunsch zu dem super spannenden tollen Erfolg! Beschreib aber doch vielleicht noch mal für unsere Hörer:innen, die eure Arbeit nicht so genau kennen und einschätzen können: Was ganz konkret habt ihr getan für diese Kandidatinnen?

Max: Ja, sehr gerne. Das ist tatsächlich ein gewisser, bunter Strauß an Unterstützungsangeboten. Also wir verstehen uns da grundsätzlich als Sparringspartner;innen unserer Kandidierenden in organisatorischen und strategischen Fragen. Da kann es also dann darum gehen „Wie richte ich jetzt genau meine Kampagne aus? Was sind meine Kernbotschaften? Worauf soll ich mich fokussieren im Wahlkampf?“ Also auch da sind es Kenntnisse, die wir jetzt einfach auch immer stärker erwerben und immer mehr auch zu Expert:innen werden in diesen Bereichen, was auch eine spannende Entwicklung für uns ist. Dann geht es weiter mit Input Workshops, die wir veranstalten, zu kampagnenrelevanten Inhalten, wo dann quasi Expert:innen meistens auf eine pro bono Basis ihr Wissen teilen zu Social Media Arbeit, dazu, wie man Crowdfundings macht, aber auch zu mentaler Resilienz oder Interviewtrainings, es setzt sich fort mit einer strategischen Öffentlichkeitsarbeit und Social Media Arbeit. Tatsächlich auch ein Element, was sehr entscheidend sein kann, wenn es dann um die Listenaufstellung geht oder auch um die Nominierungen, Aufstellung für die Direktmandate. Da kann es wirklich einen großen Effekt haben, wenn dann die Leute schon überregionale Presse bekommen haben, weil natürlich das dann auch den Delegierten in den Parteien nicht verborgen bleibt, dass da jemand ist, der offensichtlich eine große Aufmerksamkeit bekommt. Und wir haben dann auch im Bundestagswahlkampf in einem kleineren Umfang Leute finanziell unterstützt in ihren Kampagnen. Also wir haben auch eigene Crowdfundings dafür gemacht. Und im Großen und Ganzen kann man sagen, eben dieser Communityaspekt, den ich vorher schon mal kurz angesprochen hatte, der ist schon auch nicht ganz unwichtig. Man muss sich einmal vorstellen: eine Kandidatur ist eine gewisse Extremsituation, auch für Leute. Die meisten machen es zum Ersten Mal und auf einmal muss man sowohl als Manager:in aktiv sein, als auch irgendwie als öffentliche Repräsentant:in. Und da tut es schon sehr gut, wenn man einfach so einen Resonanzraum hat, einen Reflexionsraum, wo einfach nur Leute sind, die dann auch bedingungslos unterstützen. In der Partei ist es ja auch manchmal ein bisschen die Herausforderung, dass es dann da auch viele gibt, die selber auch irgendwie darauf schielen, dass sie irgendwann auch mal kandidieren. Also man hat einfach einen ganz vorbehaltlosen Rückhalt bei uns in der Community und ich glaube, das hat vielen Leuten auch sehr gutgetan.

Vicky: Ja, bestimmt. Und macht eben Menschen sichtbar, die man vorher vielleicht nicht so auf dem Radar hatte. Wie bewertest du denn jetzt den Ausgang? Also wir haben eben schon kurz drüber gesprochen. Der Bundestag ist diverser geworden. Das ist nun definitiv Fakt. Und Diversität hat ja auch in den Koalitionsvertrag Einzug genommen, Einzug gehalten. Das Ausmaß wird unterschiedlich bewertet. Wie siehst du das? Ist genug Diversität vorhanden und hat es dann auch eine Chance umgesetzt zu werden in den kommenden Jahren? Wie bewertest du das?

Max: Ja, also du hattest es ja schon angedeutet. Wir haben schon mal den diversesten Bundestag seit langem und in mancher Hinsicht auch den diversesten Bundestag aller Zeiten. Also das kann man erst mal positiv konstatieren. Ich glaube, man kann auch positiv konstatieren, dass man fast Parität im Bundeskabinett hat, wenn man den Kanzler ausrechnet. Das ist auch eine wichtige Entwicklung, dass da auch endlich die nicht adäquate Repräsentation von Frauen in der Politik ist - auch absurd eigentlich, dass wir da immer noch drüber sprechen müssen, aber es ist wirklich so! Also das ist glaube ich, ein wichtiges Signal, dass das im Kabinett so gelöst wurde. An anderer Stelle, ich denke, es sind viele gute Ansätze drinnen im Koalitionsvertrag, gerade in gesellschaftspolitischer Sicht, wenn es um LGBTQI-Rechte geht. Also eben zum Beispiel Aufhebung dieses Blutspendeverbotes für Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Das ist glaube ich eine ganz wichtige Entwicklung. Auch das Selbstbestimmungsgesetz ist ein wichtiges Vorhaben in dem Kontext. Im Bereich Migration haben wir eben diese Erleichterungen, was die Möglichkeit betrifft, eine Staatsangehörigkeit zu erwerben. Also dass wir da jetzt statt acht Jahren fünf Jahre haben, dass auch die Mehrstaatigkeit noch weiter gefördert werden soll, das glaube ich auch eine ganz wichtige Angelegenheit. Und ja, ich glaube sonst, die Koalition schreibt sich ja meines Wissens im Koalitionsvertrag zum Beispiel auch auf die Fahne, dass der Staat unter anderem auch Vorbild sein soll im Kontext der Diversität und der Vielfalt und das auch bei Bundesministerien, Bundesbehörden, Diversität, Strategien erarbeitet werden. Und ich glaube, da bleibt dann natürlich auch abzuwarten, wie die Implementierung dann genau aussieht. Also ich denke, es sind viele gute Anhaltspunkte drin. Es ist aber auch klar, dass wir uns zwar verhalten freuen können darüber, dass wir jetzt 11% Anteil von Menschen haben mit Migrationsgeschichte im Bundestag statt der bisher 8%. Aber auch, dass wir natürlich immer noch weit davon entfernt sind, von den 25%, die wir Menschen in der Gesellschaft haben, mit Migrationsgeschichte. Wie gesagt, auch da wieder: Es geht nicht darum, dass die konkreten Zahlen, die konkreten Quoten zu erfüllen. Aber ich denke, es wird jedem deutlich 11% zu 25%. Da ist immer noch ein großes Gap einfach. Und das gilt es einfach weiter zu schließen. Der Frauenanteil ist auch gestiegen, aber es ist eben auch noch weit entfernt von den 50%. Ich glaube auch die Paritätsdebatte wurde ja jäh beendet von den Verfassungsgerichten. Ich glaube schon, dass wir da ja weiter ran müssen und auch weiter darüber sprechen müssen, was vielleicht auch die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen sind, um die Gleichberechtigung im politischen System weiter voranzutreiben. Also ich glaube kurzum, mit der Koalition geht vieles in die richtige Richtung. Aber es sind in vielerlei Hinsicht natürlich auch Anfänge. Wobei natürlich auch Anfänge nach 16 Jahren, in denen da in dem Kontext nicht viel passiert ist. Und insofern bin ich dann auch gespannt, wie die Implementierung aussehen wird. Und es ist auch ganz klar, dass der nächste Koalitionsvertrag an der Stelle noch progressiver werden soll.

Vicky: Ja, definitiv. Und ihr seid ja so was wie Geburtshelfer dieses Brand New Bundestags gewesen und habt euren Anteil daran gehabt. Jetzt haben wir das Jahr nach der Bundestagswahl. Und jetzt frage ich mich, lieber Max, zum Abschluss: Was ist dein großes Ziel für dieses Jahr? Was möchtest du erreichen?

Max: Ja, das ist eine gute Frage. Wir stehen natürlich mit Brand New Bundestag jetzt vor einer Situation, dass wir die ersten Erfolge hatten, dass wir sehen in vielerlei Hinsicht in der Gesellschaft gibt es einen politischen Aufbruch. Und wir wollen einfach das Potenzial unseres Ansatzes weiter voll entfalten. Es geht für uns um eine Verfestigung unserer Tätigkeit, aber auch um eine Ausdehnung unserer Tätigkeit. Wir haben jetzt angefangen, Menschen auf Landesebene auch zu unterstützen, wollen uns auch in einzelnen kommunalen Rennen mit einschalten. Und da würde ich mir wünschen, dass es uns im Laufe des Jahres gelingt, Brand New Bundestag zu einer konsolidierten und noch wirkmächtigeren Organisation ausgebaut zu haben. Und gesamtgesellschaftlich wünsche ich mir wirklich, dass wir die positiven Ansätze, die wir im Koalitionsvertrag sehen, auch wirklich dann in der Umsetzung erleben werden. Und dass wir eben nicht nur im Diversitysbereich, sondern auch im Nachhaltigkeitsbereich davon wegkommen, dass wir vor allem Lippenbekenntnisse haben, sondern dass wir uns wirklich in eine Richtung bewegen, wo es dann sicherlich auch manchmal wehtun wird, aber wo wir echte Transformation erleben und echte Reformen erleben. Das wäre quasi so ein gesamtgesellschaftlicher Wunsch für dieses Jahr.

Vicky: Ein wunderbarer Wunsch und ein absolut würdiges Schlusswort. Herzlichen Dank, dass du heute zu Gast warst und dass du vor allen Dingen eine Perspektive mit uns geteilt hast. Und wir wünschen dir ganz viel Erfolg beim weiteren Wirken und bei allen deinen Themen. Herzlichen Dank, Max!

Max: Vielen Dank für die Einladung. Hat mich sehr gefreut, hier zu sein.

Vicky: Sehr gerne. Mich ebenfalls. Ich hoffe, euch hat diese Folge von Driving Change, dem Diversity Podcast gefallen. Neue Folgen gibt es immer donnerstags und damit ihr keine Folge verpasst, abonniert uns gerne auf allen gängigen Podcast Plattformem und folgt uns auf LinkedIn, Instagram und Twitter. Falls ihr Ideen habt, welche Gäst:innen ich einmal in unseren Podcast einladen soll, macht doch gerne einen Vorschlag. Ich freue mich darauf und immer über euer Feedback! Bis zum nächsten Mal, eure Vicky.

Über diesen Podcast

"Driving Change" ist der Diversity-Podcast von BeyondGenderAgenda, dem bedeutendsten Netzwerk für DE&I in der deutschen Wirtschaft.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Diversität unser Leben, die Wirtschaft und unsere Zukunft beeinflusst. Welche Rolle spielen dabei Chancengerechtigkeit und Inklusion und welche aktuellen Ereignisse verändern unsere Welt.
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