Der Diversity, Equity & Inclusion Podcast von BeyondGenderAgenda
DRIVING CHANGE
Der Diversity Podcast von BeyondGenderAgenda
Gemeinsam mit ihren Gäst: innen setzt CEO und Gründerin Victoria Wagner die Themen Diversity, Equity und Inclusion (DE&I) auf die Agenda der deutschen Wirtschaft. DE&I bezogene Fragen und aktuelle Ereignisse werden erörtert und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Durch das Teilen persönlicher Erfahrungen und konkreter Lösungsansätze wird ein Beitrag zu einer diverseren und inklusiveren Wirtschaft geleistet.
Gemeinsam mit ihren Gäst: 28.04.2022 EPISODE MITESTHER BAHNE – Board Member bei Rock Tech Lithium
Esther: Es ist total wichtig und für mich auch immer wichtiger geworden, weil ich aus Erfahrung weiß, wie viel besser diverse Teams sein können und wie angenehm und dann auch damit produktiv die Arbeit wirkt, wenn es, sagen wir mal keine exklusiven Kreise und keine auf Exklusivität gebaute Realität gibt. Also so ein ganz homogenes System, dass oft dafür sorgt, dass sich alle so um ihren Status in diesem System sorgen und sicherstellen wollen, dass es auch immer noch so für sie funktioniert. Und ich merke, Chancengerechtigkeit, das sagt ihr auch immer, heißt ja tatsächlich, alle haben das gleiche Recht, hier zu sein. Und dann geht es plötzlich nicht mehr um den persönlichen Vorteil und Vorrechte, die es zu verteidigen gibt und um Politik vielleicht, sondern um die Sache. Und das setzt ganz erstaunliche Kräfte frei.
Vicky: Hallo und herzlich Willkommen zu Driving Change, dem Diversity Podcast. Ich bin Vicky Wagner, Gründerin und CEO von BeyondGenderAgenda und spreche mit meinen Gäst:innen darüber, was wir gemeinsam tun können, um die Themen Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion auf die Agenda der deutschen Wirtschaft zu setzen. Meine heutige Gästin es ist Esther Bahne. Sie ist CMO und CSO bei Rock Tech Lithium, einem Clean Tech-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Elektromobilitätsrevolution voranzutreiben. Zusätzlich ist sie Executive Consultant und Interim CMO bei dem Femtech Start up Clue. Ich freue mich sehr, dass du heute da bist, liebe Esther. Herzlich willkommen!
Esther: Vielen Dank! Ich freu mich auf sehr!
Vicky: Das war ja schon mal eine sehr komplexe Vorstellung, muss ich sagen. Jetzt bin ich sehr gespannt, was da so hinter steckt und sich dahinter verbirgt. Magst du dich deshalb unseren Hörer:innen einmal in deinen persönlichen Worten vorstellen?
Esther: Das mache ich. Als um es einfach zu sagen: Ich bin Strategin. Ich habe lange Jahre Marken geführt, stelle heute Marken neu auf, strukturiere Unternehmen neu, richte sie auf Wachstum aus. Ich habe lange Jahre in der Autoindustrie gearbeitet, habe dort vor allem die Zukunftsthemen geleitet. Ich habe zum Beispiel den Relaunch der Marke Mini verantwortet, einen Start up Accelerator in New York gebaut, der so in 60 Firmen investiert hat bis heute. Und jetzt gehe ich eben als Executive, zum Beispiel als Co-CEO oder Marketingchef in Unternehmen und Scale ups an einer kritischen Stelle, um
Esther: sie dann aufs nächste Level zu heben.
Vicky: Das ist ja auf jeden Fall sehr abwechslungsreich und spannend, kann ich mir vorstellen. Und was anderes, als in einem Corporate zu sein, selbst wenn man eine Love Brand neu aufstellen darf, oder? Oder wie geht es dir heute damit?
Esther: Ja, absolut. Ich habe es auch im Unternehmen hinbekommen, dass meine Jobs sich immer wieder schnell gewandelt haben und es wurde wirklich nie langweilig. Ich habe die Jobs sehr gemocht. Aber jetzt habe ich institutionalisiert, dass ich immer wieder bestimmte Zeiten in einem neuen Thema habe. Das schon sehr, sehr spannend.
Vicky: Und wer dich noch nicht irgendwie visuell vor Augen haben sollte, kann ich natürlich googlen. Du bist auf allen Social Media Kanälen vertreten, aber vor allen Dingen auch auf Instagram und LinkedIn, aber du bist eine attraktive, blonde Frau. Hat dir das jemals Probleme gemacht?
Esther: Interessanterweise würde ich sagen, ich bin da in jungen Jahren anders mit umgegangen als heute. Ich hab tatsächlich festgestellt, dass es einen Unterschied macht in der Behandlung. Gerade in der Autoindustrie vielleicht, das kann ich jetzt nicht beurteilen
Vicky: Was macht den Unterschied das attraktiv sein oder das Frausein oder die Kombination aus beidem?
Esther: Beides. Man trifft definitiv existierende Vorstellungen davon, wie man dann sich verhalten wird oder vielleicht auch verhalten soll. Ich habe das früher sehr offensiv genutzt, würde ich sagen, gerade als ich mit Mitte 20 eine der jüngsten Sprecherinnen in der Industrie wurde, Vorstandssprecherinnen. Und da gabs nur, habe ich festgestellt, den Weg nach vorne und ich werde offensiv mit umgehen und ich owne das würde man ja so Denglisch sagen. Und je älter ich werde, je erfahren ich werde, desto mehr bemühe ich mich einfach die entspannteste im Raum zu sein und diese potenzielle Spannung einfach mal rauszunehmen.
Vicky: Sehr schön. Also war es offensichtlich kein Hindernis, sondern eine Mischung aus neutralem bis förderlich, habe ich herausgehört. Aber wir tauchen genau bei diesem Thema Diversity ein bisschen tiefer ein. Bevor wir das tun, erklär doch uns vielleicht einmal, was ein Femtech-Unternehmen ist, damit wir ein bisschen besser einordnen können, was du so treibst.
Esther: Ja, so ein Femtech-Unternehmen ist per se ein Unternehmen, das seine Technologie auf Frauen ausrichtet, die sich in der Regel mit Frauengesundheit befassen. Von der ersten Periode bis zur letzten oder im Fall der Menopause auch darüber hinaus. Und die Company, für die ich gerade arbeite, Clue, war Pionieren in dem Feld. Die Gründerin hat auch den Begriff geprägt. Und hilft mir als Mensch mit einer Periode mit meinem eigenen Körper im Einklang zu sein. Wenn ich weiß, wann mein Eisprung ist, zum Beispiel, weiß ich wann ich besonders leistungsfähig und energiegeladen bin und wann es mir vielleicht eher nach Rückzug sein wird. Ich kann meine Symptome vorhersehen und dann begleitet mich Clue so durch alle meine Lebensphasen. Die App identifiziert sehr genau meine fruchtbaren Tage und wenn ich verhüten oder im Gegenteil gerade schwanger werden will, hilft mir das und ich kann dann auch meine Schwangerschaft verfolgen. Das ist so, so die Zusammenfassung.
Vicky: Okay, sehr spannend. Und es ist ja so, dass das Thema auch zunehmend im Corporate Kontext in Bezug auf ja Mitarbeiterführung Einzug hält. Habt ihr das wahrgenommen? Treibt ihr das voran? Ist euch das ein wichtiges Anliegen? Wie siehst du das?
Esther: Ja, ich glaube tatsächlich, je mehr wir uns öffnen, je weniger homogen unsere Arbeitswelt ist, desto mehr müssen wir uns empathisch damit auseinandersetzen, wie die Leute sich am besten einbringen können und womit sie sich wohlfühlen. Und wir merken in der Tat, dass je mehr man sich für Frauen öffnet, je mehr man sich Menschen mit anderen Realitäten, was Gender und Sexualität und so weiter betrifft, auseinandersetzt, desto sinnvoller ist es, sich zu fragen: Was bestimmt denn deren Monat? Also wann sind die denn besonders leistungsfähig und wann sind sie vielleicht einfach nicht an der Stelle, wo ich sie jetzt besonders belasten muss. Und Frauen da mit einzubinden und damit empathisch umzugehen das kommt immer mehr und wir merken da, dass dann Diskurs angestoßen wird, der uns natürlich sehr freut.
Vicky: Ja, ich glaube, das ist tatsächlich auch ein wichtiges Thema, dass man überhaupt mal wahrnimmt, dass Frauen eben diese Zyklusthematik haben und dass es eben Tage gibt, wie du sagst, wo man energiegeladen ist und gut drauf und Tage gibt, wo man einfach auch in gewisser Weise gehandicapt ist. Das haben die Jungs einfach nicht. Und genau wahrzunehmen ist ja mal die erste Realität und zeigen wie man damit umgeht. Also ich finde das super spannend, was ihr da macht und absolut unterstützenswert. Im Prinzip teilst du deine Woche so ein bisschen mit dem Messer einmal durch und die eine Hälfte ist bei Clue und die andere Hälfte ist bei Rock Tech. Wie funktioniert das für dich? Es sind ja sehr unterschiedliche Branchen. Vielleicht erklärt auch nochmal den Unterschied. Und ja, wie schaffst du das, dich aufzuteilen? Und würdest du sagen ist das, was besonders Gutes, etwas, was dich inspiriert und motiviert und kreativ macht? Oder ist das was, was hinderlich ist? Erzähl doch mal!
Esther: Ja, das ist tatsächlich gewollt und gesucht, dieser Kontrast. Die unterscheiden sich an einigen Punkten stark. Aber eben das eine ist ein weiblich geführtes Startup mit einer besonderen gewachsenen Kultur. Bei Rock Tech, das ist ein Cleantech Unternehmen im Lithium Bereich, mehr Männer als Frauen und das Team wächst jetzt rasant. Wir bauen das jetzt erst auf. Und dann wiederum gibts Punkte, wo sie sich sehr ähneln. Und das ist der Blick darauf, warum man da arbeitet. Sie sind beide sehr Mission getrieben haben ein großes Ziel. Zum einen haben wir gesagt Frauengesundheit voranbringen, Frauen Zugang zu lebenswichtigen Leistungen und Informationen schaffen. Und bei Rock Tech geht es darum, einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit von Elektromobilität zu leisten. Als erstes Lithium Unternehmen, das in einem geschlossenen Kreislauf arbeiten will. Und ich merke bei beiden Teams, dass es einen Riesenunterschied macht, so ein Impact Thema zu haben. Das ist ein ganz wichtiger Motivationsfaktor. Und jetzt, wir stellen in beiden Unternehmen ein, also damit auch der Aufruf, wenn jemand mit uns arbeiten möchte, wir suchen gerade Leute rechts und links.
Vicky: Das unterstützen wir auch immer gerne. Und ich gehe mal davon aus, ihr sucht ganz divers und völlig unabhängig von sämtlichen Merkmalen.
Esther: Ja machen wir!
Vicky: Ja wunderbar!
Esther: Und wir merken da begeistern sich ganz viele Menschen für. Also ich gehe auch persönlich auf Leute zu, von denen ich weiß, sie sitzen in einem Job und sind da fest verankert. Und wenn ich ihnen dann erzähle, worauf wir hinarbeiten, dann merke ich, dass da sich ein paar Leute begeistern lassen. Und für mich war das genauso. Ich bin zu beiden Teams gestoßen, weil ich an die Firmen und die Ziele glaube und in der Tat beides machen wollte.
Vicky: Ja, cool. Und wir haben es jetzt gerade schon bei deinem kleinen Aufruf sozusagen angesprochen indirekt, aber jetzt noch mal ganz aktiv. Inwiefern spielen für beide Themen und auch für dich persönlich denn die Thematiken Diversität und dazu gehört ja auch immer ein inklusives Arbeitsumfeld und letztendlich das Schaffen von Chancengerechtigkeit, also dieser Dreiklang, inwiefern spielt das eine Rolle?
Esther: Es ist total wichtig und für mich auch immer wichtiger geworden, weil ich aus Erfahrung weiß, wie viel besser diverse Teams sein können und wie angenehm und dann auch damit produktiv die Arbeit wirkt, wenn es, sagen wir mal keine exklusiven Kreise und keine auf Exklusivität gebaute Realität gibt. Also so ein ganz homogenes System, dass oft dafür sorgt, dass sich alle so um ihren Status in diesem System sorgen und sicherstellen wollen, dass es auch immer noch so für sie funktioniert. Und ich merke, Chancengerechtigkeit, das sagt ihr auch immer, heißt ja tatsächlich, alle haben das gleiche Recht, hier zu sein. Und dann geht es plötzlich nicht mehr um den persönlichen Vorteil und Vorrechte, die es zu verteidigen gibt und um Politik vielleicht, sondern um die Sache. Und das setzt ganz erstaunliche Kräfte frei.
Vicky: Und jetzt würde ich so aus deinen Erzählungen ableiten wollen, dass bei Rock Tech du mehr zu tun hast als bei Clue. Ich weiß es nicht. Korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege, aber bei Rock Tech bist du sozusagen in der Chef:innenetage die einzige Frau und hast auch gesagt, dass es ist sehr männerdominiert. Oder sagst du, es gibt Branchen, da ist das eben einfach so oder für die Branchen ist es gut oder sagst auch das muss man eigentlich challengen und auch da möchtest du dich dafür einsetzen?
Esther: Ja, unbedingt. Und tatsächlich muss man bei Rock Tech sagen, wir fangen gerade erst an! Also wir haben jetzt gerade eine wichtige Runde abgeschlossen, einige Meilensteine genommen und jetzt skalieren wir und stellen Leute ein. Also jetzt ist der Moment, wo die Leute reinkommen und der Founder hat mich ganz explizit geholt, weil er gerne a) eine Frau schon mal gleich am Anfang einholen wollte und b) auch davon ausgeht, dass die wiederum hilft, divers zu recruiten. Und so ist es ja unserer Erfahrung nach auch, wenn man einmal anfängt, dann kommt der Stein ins Rollen. Und jetzt haben wir gerade eine ganze Reihe entscheidender Stellen offen und suchen jetzt vom Accountant zur Nachhaltigkeitsleter:in explizit nach Leuten, die uns heterogener machen und damit besonders stark. Und die Realität ist, der Bereich der Industrie ist männerdominiert, also Clean Tech ist ingenieursgetrieben. Da finden sich weniger Frauen auf allen Ebenen und das muss man dringend ändern. Und ich glaube, dass man das auch ändert, indem man anders kommuniziert, indem man Markenthemen positioniert, indem man Impact kommuniziert, indem man auch auf ein klares Ziel hinarbeitet, an das alle glauben. Das zieht grundsätzlich gute Talente an und ich stelle immer wieder fest, das überzeugt dann auch Frauen eher.
Vicky: Und geht es nur um Frauen?
Esther: Nee, auf keinen Fall. Also wir haben dringend notwendig alle möglichen Blickwinkel auf unsere Arbeit zu sehen. Und ich merke das immer wieder: Wir haben das in der Autoindustrie mal in meinen Teams durchexerziert. Wir hatten eine ganz breite Altersspanne, wir hatten Leute aus diversen Nationalitäten, ethnischen Hintergründen, wir hatten diverse Gender, sexuelle Ausrichtung. Also diverser hätten wir es glaube ich nicht zusammensetzen können. Wir sind sehr aufgefallen und ich würde sagen, es hat uns herausragend gut gemacht. Es war so ein Team, wo alles ineinander griff und wo sich die Frage in wessen Verantwortungsbereich fällt das denn jetzt und fällt es vielleicht in das große Verantwortungsvakuum, das immer gerne entsteht, wenn die Leute auf ihren Stellen beharren, das sind so Probleme, die da nicht mehr stattfinden. Also ich weiß, es hat mir so richtig die Augen geöffnet, als wir Zufriedenheitsumfragen, die es in Großkonzerne ja immer gibt, gemacht haben und dann in meinem Team sich die Antwort häufte: Warum bin ich so glücklich in diesem Job? Weil ich mit so tollen Leuten arbeiten darf und von denen lernen darf. Und das hat mir quasi Gänsehaut gemacht und ich weiß aus den Jahren dieser Erfahrung raus macht ein Riesenunterschied. Das macht die Leute einfach besser.
Vicky: Jetzt würde ich aber mal etwas ketzerisch sagen, das gilt nicht für die gesamte Automobilindustrie, oder wie siehst du das? Ich würde jetzt mal fast vermuten, es könnte an dieser doch lifestyligen, innovativen Marke Mini gelegen haben, das ist jetzt ein Best Guess. Aber klär uns mal auf, wie siehst du das? Wie ist ein Blick auf die Branche?
Esther: Du meinst, ob sich Leute finden, die es überhaupt machen wollen?
Vicky: Neh, eher ob Diversität schon ein ausgeprägtes Thema ist, wie in deinem Team. Du hast es gerade begeistert erzählt, wie es bei dir war. Ich würde sagen, in der gesamten Automobilbranche spiegelt sich das noch nicht so wieder, oder?
Esther: Nein, das würde ich auf keinen Fall behaupten. Also es ist hart, heute immer noch, das aufzubrechen. Und wenn man ehrlich ist, ist der Weg, der es dann einem ermöglicht, wenn man neue Themen aufbaut, und das Privileg hatte ich. Also wer einen neuen Bereich aufbaut und von extern einstellen kann, der hat natürlich die Möglichkeit auch zu sagen: So, jetzt bauen wir mal ein Ideal. Und das war so mein großer Vorteil. Nicht nur bei Mini, ich war früher bei Audi und habe Social Innovation aufgebaut, da war es ähnlich. Auch da wieder ein Thema mit einem Ziel, mit Sinnhaftigkeit. Es hat Leute begeistert und das habe ich genutzt, um sehr diverse Teams zu bauen. Und das ist der einzige Weg, den ich sehe, zu sagen wir fangen an und bauen, wo immer wir können, bauen wir es auf und hoffen, es verbreitet sich.
Vicky: Jetzt stellen wir uns gemeinsam der Herausforderung. Man kommt in einen tradiertes, homogenes, ich möchte sagen, leicht verkrustete Team. Hättest du da trotzdem einen Tipp, wie man es anpacken kann, wie man aus der eigenen Komfortzone sich raus begibt? Und ich meine, dass der Wind dann rau ist, im Corporate Kontext, das ist glaube ich kein Geheimnis. Aber wie kann man es vielleicht trotzdem schaffen?
Esther: Ja, das ist auch die größte Herausforderung, über die ich immer wieder viel nachdenke. Es gibt ja so viele persönliche Gründe, am Status Quo festzuhalten. Das ist ja leider so und es ist ja auch ein universelles Phänomen, dass Menschen Wandel erstmal ablehnen. Und dann gibt es natürlich leider richtig gute Gründe systemisch für das Unternehmen, dass man das nun mal ändert und die Leute motiviert. Und ich habe für mich keinen besseren Weg gefunden, als den Blick des ganzen Teams auf ein größeres Ganzes zu heben. Also wir haben immer versucht, ein Thema nach vorne zu treiben, das so richtig aufregend war, wo die Leute das Gefühl hatten, da möchte ich persönlich dabei sein, da möchte ich mit hinwirken. In meiner Erfahrung, das hebt den Blick und wer so den Blick hebt von der eigenen Nabelschau auf was Größeres und wer inspiriert wird, nicht zu denken: Ich bin hier super und ich muss zusehen, dass ich hier gut weiter positioniert bleibe, sondern wir sind gut und das große Ganze ist irgendwie richtig gut. Der entwickelt mehr Neugier, mehr Offenheit und damit kommt dann ganz oft auch eben mehr Empathie ins Spiel. Und das ist meiner Erfahrung nach das beste Rezept, das ich kenne. Und diese hoch motivierten Teams, wo alle Leute sagen: Ich glaube total an die Firma, die schaffen das meistens auch, da eine andere Kultur zu entwickeln. Ich glaube es ist immer so, dieses wenn ich meinem Team weder Inspiration noch Sicherheit geben kann, weil das hat ja auch was mit Zukunftssicherheit zu tun, also wenn ich keine Antworten auf die großen Fragen habe, dann geht es um Ängste und Sorgen. Dann geht's wieder viel mehr um mich, ums Beharren. Und wenn ich ihnen das nehmen kann, dann setze ich diese Energie frei.
Vicky: Absolut, das finde ich, sehr, sehr schön beschrieben. Und es ist ja auch so, wenn diese Verlustangst da ist, weil du die Zukunftsfragen nicht beantworten kannst, dann klammerst du auch mehr. Da bist du nicht bereit, loszulassen und dich auf das große Ganze, eben auf dieses Abenteuer einzulassen, was vielleicht auch viele Chancen bietet. Ja, vielen, vielen Dank für die Beschreibung und das Bild. Und wenn ich dir jetzt noch einen letzten Tipp so gegen Ende entlocken darf. Du hast ja als sehr junge Frau in einem doch tradierten Umfeld und in Deutschland tatsächlich Wundersames bewegt. Was würdest du denn jungen Frauen oder deinem Jungen ich, sagt man ja auch gerne immer, mit auf den Weg geben? Was ist so der Glaube, der einen da drüber trägt? Und was sind so die Themen, die es etwas einfacher machen würden?
Esther: Ich glaube, was ich gerne gewusst hätte mit Mitte 20 ist: Nimm's nicht persönlich. Das hätte mir sehr viel Kopfzerbrechen erspart. Was ich damals schon wusste und was mir geholfen hat, war dieses nicht abbringen lassen, nicht irritieren lassen. Einfach durchziehen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber das ist das einzige, was am Ende hilft. Und die Freude dabei behalten. Also wir verkrampfen ja auch, wenn wir zu sehr wollen und zudem das Gefühl haben, wir müssen uns durchkämpfen, ist am Ende, wenn es keinen Spaß macht, dann wird es nichts. Und das heißt auch, sich auch zu trauen, wirklich auf Themen zu springen, die einem persönlich Spaß machen und einem liegen. Und das hat mir immer mehr gebracht, als zu überlegen, ob das jetzt ein strategisch schlauer Schritt ist, hin auf den nächsten Job.
Vicky: Du sprichst mir aus tiefster Seele dann jetzt wirklich als allerletzte Frage. Dein persönliches Ziel für 2022. Das Jahr ist ja noch jung und Wünsche können geäußert werden. Was ist dein Ziel?
Esther: Also ganz persönlich, ich wohne noch nicht lange in Berlin. Ich bin mitten im Corona nach Berlin gezogen. Ganz persönlich wünsche ich mir ein stärkeres und in unserem Spirit, heterogenes, inspirierendes Netzwerk. Das ist so mein ganz persönlicher Wunsch. Als Ziel habe ich mir gesetzt, in den beiden Feldern, in denen ich jetzt arbeite, also tatsächlich daran zu arbeiten, stärkeren Zugang für Frauen zu sich selbst zu schaffen. Auf der einen Seite wirklich ein gutes Stück beim Thema Klimaziele voranzukommen bei Rock Tech und dann, wenn dann noch was übrig ist, würde ich mir wünschen, noch ein neues Unternehmen zu finden, wo ich das Gefühl habe, denen kann ich so aufs nächste Level helfen. Und dann glaube ich, sind wir schon durch mit 2022.
Vicky: Das wollte ich auch gerade sagen. Das sieht nach einem vollgepackten Jahr aus. Also viel Erfolg dabei und herzlichen Dank, dass du heute zu Besuch warst und all deine Einsichten und deine Inspiration mit uns geteilt hast. Das hat riesig Spaß gemacht. Ich danke dir und bis ganz bald.
Esther: Sehr gerne. Danke Dir auch!
Vicky: Ich hoffe, euch hat diese Folge von Driving Change, dem Diversity Podcast gefallen. Neue Folgen gibt es immer donnerstags und damit ihr keine Folge verpasst, abonniert uns gerne auf allen gängigen Podcast Plattformem und folgt uns auf LinkedIn, Instagram und Twitter. Falls ihr Ideen habt, welche Gäst:innen ich einmal in unseren Podcast einladen soll, macht doch gerne einen Vorschlag. Ich freue mich darauf und immer über euer Feedback! Bis zum nächsten Mal, eure Vicky.